Niederlage für Kika/Leiner-Mutter

Die Beteiligung von Steinhoff an Poco sorgt für Konfliktstoff.
Die Beteiligung von Steinhoff an Poco sorgt für Konfliktstoff.(c) imago/Horst Galuschka
  • Drucken

Urteil. Ein Gericht hat entschieden, dass Steinhoff die Bilanz für 2016 korrigieren muss. In dem Streit spielt der Eigentümer der österreichischen XXXLutz-Gruppe eine wichtige Rolle.

Amsterdam. Der Möbelriese Steinhoff, Mutterkonzern von Kika/Leiner, muss seine Bilanz für 2016 korrigieren. Das hat nun ein Gericht in Amsterdam entschieden. In dem Konflikt spielt Andreas Seifert, Miteigentümer der österreichischen Möbelkette XXXLutz, eine wichtige Rolle. Seifert hat mehrere Klagen gegen Steinhoff eingereicht.

Bei dem Rechtsstreit in Amsterdam ging es um den deutschen Möbelhändler Poco, der mit mehr als 100 Filialen zuletzt 1,52 Milliarden Euro umgesetzt hat. An Poco sind Steinhoff und Seifert zu jeweils 50 Prozent beteiligt.

Steinhoff hatte Poco zu 100 Prozent in der Bilanz verbucht. Der Preis, mit dem Seifert herausgekauft werden sollte, wurde als Eventualverbindlichkeit ausgewiesen. Nach Ansicht des Gerichts in Amsterdam ist diese Darstellung nicht ganz korrekt. So hätte Steinhoff die 50-Prozent-Beteiligung von Seifert an Poco ausweisen müssen mit dem Hinweis, dass es dazu einen Streit gibt.

Das Verfahren wurde in Amsterdam ausgetragen, weil Steinhoff seinen Firmensitz in den Niederlanden hat. Der Konzern wird aber von Südafrika aus gesteuert und notiert an der Frankfurter Börse. Der Konflikt zwischen Steinhoff und Seifert zeigt, wie umkämpft die Möbelbranche ist.

Steinhoff bleibt eine Baustelle

Ursprünglich wollten Seifert und Steinhoff gemeinsam auf dem europäischen Möbelmarkt expandieren. Ziel der Partnerschaft war es, sich gegen den Hauptkonkurrenten, Ikea, zu positionieren.

Ikea ist der mit Abstand größte Möbelhändler weltweit und fährt einen aggressiven Wachstumskurs. Steinhoff und Seifert taten sich unter anderem in Deutschland zusammen. Im Jahr 2007 kaufte die Steinhoff-Tochter Poco Teile der XXXLutz-Tochter Mömax. Im Gegenzug beteiligte sich Seifert an Poco. Auch in Frankreich standen die Zeichen zunächst auf Kooperation. So übernahm Steinhoff den französischen Möbelriesen Conforama. Der Geschäftsmann Seifert steuerte dazu Geld bei und wollte sich über eine Wandelschuldverschreibung einen Anteil an Conforama sichern. Doch im Laufe der Zeit entzweiten sich die Geschäftspartner. Auch wegen Conforama wird vor Gericht gestritten.

Seifert hatte zudem verlangt, dass Steinhoff den deutschen Möbelhändler Poco in der Bilanz entkonsolidieren müsse. Doch das Gericht in Amsterdam gab dieser Forderung nicht statt. Steinhoff prüft nun, welche Auswirkungen das Gerichtsurteil hat.

Der deutsche Möbelhändler Poco wies in der Vergangenheit alle Versuche zurück, mit den Problemen bei der Steinhoff-Gruppe in einen Topf geworfen zu werden. Auf der Homepage heißt es, dass Steinhoff „ein wichtiger, aber nur einer von zwei Poco-Gesellschaftern“ sei. Außerdem sei Poco in seiner wirtschaftlichen und strategischen Ausrichtung eigenständig. „Die häufig zitierten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft wegen möglicher Bilanzmanipulationen richten sich nicht gegen Poco“, betont das Unternehmen.

Steinhoff bleibt eine Baustelle. Die Bilanz für das Geschäftsjahr 2016/17 liegt noch immer nicht vor. Derzeit sind Wirtschaftsprüfer damit beschäftigt, Fragen rund um die Bilanz zu klären. Der Konzern sitzt auf einem Schuldenberg in Milliardenhöhe. Der Aktienkurs ist um bis zu 90 Prozent eingebrochen. Vor Kurzem wurde bekannt, dass der südafrikanische Multimilliardär Christo Wiese die Beteiligung am Konzern von 21 Prozent auf 6,2 Prozent reduziert hat. In der Vorwoche hat Steinhoff mit Richard Heis einen neuen Chefsanierer engagiert. Heis arbeitete zuvor für die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Er gilt als Spezialist für schwierige Fälle.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.02.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Unternehmen

Schwere Schlappe für kika/Leiner-Mutter Steinhoff im Streit mit XXXLutz-Eigentümer

Die schwer angeschlagene kika/Leiner-Mutter Steinhoff hat im Amsterdam einen Rechtsstreit mit XXXLutz-Eigentümer Andreas Seifert verloren. Weitere Verfahren in Dortmund und Wien folgen.
Unternehmen

Kika/Leiner-Mutter Steinhoff zeigt Ex-Chef Jooste an

Markus Jooste hat den Möbelkonzern Steinhoff jahrelang geleitet und mit Zukäufen groß gemacht. Wegen des Bilanzskandals trat er zurück. Nun muss er sich vor einer südafrikanischen Elite-Polizeieinheit verantworten.
PK KIKA/LEINER ZU GEPLANTEN RESTRUKTURIERUNGSMASSNAHMEN: GEORGE
Interview

Kika/Leiner-Sanierer: „Sie lebten im Gestern“

Gunnar George trat als Sanierer der Möbelkette Kika/Leiner an. Er fand vieles im Argen, erzählt er im „Presse“-Interview. Nach dem Skandal um Mutter Steinhoff stellt er alle Filialen auf den Prüfstand. Notfalls soll es Schließungen geben.
PK KIKA/LEINER ZU GEPLANTEN RESTRUKTURIERUNGSMASSNAHMEN: GEORGE
Unternehmen

Kika/Leiner: "Fünf bis sechs Filialen sind problematisch, aber nicht 20"

Alle 50 heimischen Filialen stehen auf dem Prüfstand, so Geschäftsführer George. Die Anzahl der Lieferanten soll weiter reduziert werden. Der Ausbau der Diskontermarke Lipo habe derzeit keine Priorität.
Kika/Leiner hat ein akutes Geldproblem. Die Nerven bei dem Möbelhändler sind angespannt. Die Werbung der Konkurrenz trägt nicht zur Entspannung bei.
Unternehmen

XXXLutz schießt scharf gegen Kika/Leiner

Steinhoffs Werk, XXXLutz' Beitrag: Während Kika/Leiner weiter auf eine rasche Finanzspritze hofft, nützt XXXLutz die „unsichersten Möbelkaufzeiten“ für Eigenwerbung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.