Der geheimnisvolle Rückzug des Oligarchen

Archivbild: Oleg Deripaska
Archivbild: Oleg DeripaskaREUTERS
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Vor zwei Tagen hatten wir von den Gerüchten berichtet. Nun ist es fix: Der russische Tycoon und Strabag-Kernaktionär Oleg Deripaska legt die operative Führung im weltweit zweitgrößten Aluminiumkonzern Rusal zurück. Er könnte Größeres vorhaben.

Elf Jahre hat er die Geschicke des weltweit zweitgrößten Aluminiumkonzerns Rusal gelenkt. Nun legt der russische Multimilliardär Oleg Deripaska – wie in der Nacht auf Freitag bekannt wurde – die operative Leitung zurück. Das Präsidentenamt geht an den bisherigen CEO Wladislaw Solowjew, den CEO-Posten übernimmt mit der bisherigen Finanzchefin Alexandra Bouriko (40) erstmals eine Frau.

Der 50-jährige Deripaska, in den Zeiten vor der Finanzkrise bekannt durch seine aggressive Expansion auf Pump, gibt auch die Leitung des Energiekonzern En+ ab, den er im Vorjahr an die Börse gebracht hat und über den er seine Anteile an Rusal hält. Beide Chefwechsel werden mit 15. März vollzogen.

Voller Konflikte und Skandals

Warum Deripaska, der im Übrigen auch Kernaktionär des Baukonzerns Strabag ist, sich von den russischen Unternehmen zurückzieht, ist bis dato nicht ganz klar und wurde von den Konzernen auch nicht kommuniziert. Die russische Zeitung „Kommersant“, die vor wenigen Tagen als erste von der anstehenden Personalrochade berichtet hatte, nannte mehrere Gründe. Darunter auch die Tatsache, dass sich Deripaska auf der neuen US-Sanktionsliste wiederfand, was allerdings alle russischen Tycoons über einer Milliarde Dollar Vermögen betraf. Auch nicht überzeugend ist das Moment, dass die jüngste Enthüllung eines Escort-Girls pikante Aufnahmen von Deripaska und dem russischen Vizepremier und außenpolitischen Schwergewicht Sergej Prichodko auf Deripaskas Yacht im Jahr 2016 zutage gebracht hat und damit Deripaskas politisch heikle Verbindung zu Donald Trumps Wahlkampmanager Paul Manafort wieder zum Thema machte.

Relevanter scheint da schon der wiederaufgeflammte konzerninterne Aktionärsstreit bei Rusal, weil ein anderes Oligarchenduo soeben die Sperrminorität erworben hat und somit die alte Aktionärsvereinbarung infrage steht.

Richtig relevant könnte allerdings der ebenso wiederaufgeflammte Aktionärskonflikt beim weltweit größten Nickel- und Palladiumproduzenten Norilsk Nickel sein, an dem Rusal 27,8 Prozent hält. Bei diesem Bergbaugiganten geht es derzeit richtig zur Sache.

Schlacht um Norilsk Nickel

Die Zeitung „Wedomosti“ zitiert einen Bekannten des Tycoons damit, dass dieser seine Kräfte sammelt, um Präsident von Norilsk Nickel zu werden. Ebendort nämlich kippt gerade eine 2012 hergestellte Balance zwischen den Aktionären zugunsten von Konzernchef Wladimir Potanin, der 31 Prozent hält. Die Causa ist in London vor Gericht. Im Gespräch ist nun auch ein Shootout Deal, das heißt, künftig solle derjenige Gesellschafter das Sagen haben, der dem anderen und allen Aktionären das höchste Angebot macht. Norilsk Nickel ist an der Börse 32 Mrd. Dollar wert.

Rusal selbst, börsennotiert in Hongkong, hat heute übrigens die Zahlen für 2017 präsentiert. Die anziehenden Aluminiumpreise haben bewirkt, dass der Reingewinn um 3,6 Prozent auf 1,2 Mrd. Dollar stieg.

(est)

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