Von Toyota und Volvo wird es keine neuen Dieselmodelle mehr geben. Volkswagen dagegen glaubt an eine Renaissance des Diesels.
Genf/Wien. Gleich zur Beruhigung leidenschaftlicher Geländewagenfahrer: Nein, der Land Cruiser von Toyota ist nicht betroffen. Auch nicht der Hilux, der Inbegriff eines unzerstörbaren Pick-ups. Sie wird es auch künftig noch als Dieselmodelle geben.
Aber sonst geht es dem Selbstzünder bei Toyota an den Kragen: Wenn im kommenden Jahr das beliebte SUV RAV4 neu auf den Markt kommt, wird es keine Dieselversion mehr geben. Und auch der neue Auris wird ab kommendem Jahr nur noch als Benziner und Hybridmodell (mit einem Benzin- und einem Elektromotor) angeboten werden.
Es war für viele ein Paukenschlag, mit dem Toyota am Dienstag die Genfer Automesse eröffnete: Die Japaner kündigten an, in Europa keine Dieselautos mehr verkaufen zu wollen. Bei Nachfrage relativierte sich die vermeintliche Sensation. Die bestehenden Dieselmodelle – etwa des RAV4 – werden auch weiterhin verkauft. Allerdings wird es bei einem Modellwechsel – wie im kommenden Jahr auf einen neuen RAV4 – keine Dieseloption mehr geben.
Für Beobachter mag das ein weiterer Sargnagel für den umstrittenen Dieselmotor sein. Für Toyota selbst, den Erfinder des Hybridantriebs, ist der Schritt bei Weitem nicht so groß: Die Dieselmodelle werden primär nur noch für den europäischen Markt gefertigt.
Selbst hier hat das Interesse in den vergangenen Jahren ständig nachgelassen. Im vergangenen Jahr betrug der Anteil der verkauften Dieselfahrzeuge bei Toyota nur noch etwa 15 Prozent. Selbst in Österreich, wo man dem Hybridantrieb lange Zeit skeptisch gegenüberstand, machte der Diesel bei den Pkw-Modellen der Japaner nur noch 14,4 Prozent aus. Schon jetzt bietet Toyota einige Modelle – etwa den Yaris – nur noch als Benziner bzw. Hybridfahrzeug an.
Die Nutzfahrzeuge des Konzerns werden freilich weiterhin mit einem Dieselmotor angeboten. Der Hilux etwa, der Land Cruiser, aber auch der Proace, der auch als Minivan angeboten wird.
Toyota folgt dem schwedischen Autobauer Volvo, der nach vielen, teilweise widersprüchlichen Ankündigungen seine Dieselfahrzeuge ebenfalls zu Auslaufmodellen macht. Eine Sprecherin präzisierte gestern, dass bereits bestehende Fahrzeuge auch weiterhin mit einem Dieselmotor im Angebot bleiben. Alle neuen Modelle werden ab 2019 aber nur noch als Hybridfahrzeuge angeboten.
Diese Ankündigungen bei Toyota und Volvo stehen im direkten Widerspruch zu Aussagen von VW-Konzernchef Matthias Müller, der Montagabend vor Journalisten gemeint hat: „Der Diesel wird in der nahen Zukunft eine Renaissance erleben.“ Wenn sich einmal die Erkenntnis durchsetze, dass der Dieselantrieb umweltfreundlich sei, gebe es keinen Grund mehr, keinen Diesel zu kaufen.
Doch auch bei Volkswagen dominieren in Genf, wo derzeit die Autowelt mehr als 100 neue Fahrzeuge präsentiert, Elektromodelle. VW stellte seine Konzeptfahrzeuge vor, die I.D.-Familie, die ab 2020 auf den Markt kommen wird. Audi zeigt den elektrischen SUV e-Tron, Porsche ein Konzept eines elektrischen Cross Turismo mit 600 PS.
BMW kündigte den Nachfolger des i3, den i4, als Tesla-Konkurrenten an. Das viertürige Elektrocoupés soll bis zu 600 Kilometer Reichweite haben und auf eine Spitzengeschwindigkeit von 200 Stundenkilometern kommen. Gebaut wird es in München.
Die japanischen Hersteller zeigten verschiedene Konzepte, den Honda Urban EV, den Sports EV und NeuV, Mitsubishi den e-Evolution und Nissan den IMx.
Aber auch klassische Fahrzeuge kann man in Genf sehen – und davon träumen: Lamborghini präsentierte den Huracán Performante Spyder, einen Sportwagen mit 5,2-Liter-V10-Saugmotor und 640 PS, der in 3,1 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt. Höchstgeschwindigkeit: 325 km/h. Wer nach dem Preis fragen muss, kann ihn sich nicht leisten. Trotzdem: Netto kostet der Lamborghini 219.585 Euro.
Die beliebten SUV sind stark vertreten, unter anderem mit dem neuen BMW X4 und dem Range Rover SV Coupé. Mercedes zeigt die neue A-Klasse, Audi den A6.
Das Interesse an Autos ist trotz der Debatte über den Diesel und mögliche Fahrverbote ungebrochen. In Genf werden bei der Automesse bis 18. März mehr als 700.000 Besucher erwartet. Weltweit könnten heuer erstmals mehr als 100 Millionen Fahrzeuge verkauft werden.