Schweizer Notenbank warnt vor Handelskrieg und Franken-Höhenflug

Die Strafzinsen, die Banken ab einem gewissen Freibetrag der Schweizerischen Nationalbank bezahlen, liegen unverändert bei 0,75 Prozent.

Die Schweizerische Nationalbank hält trotz der anziehenden Wirtschaft an ihrem geldpolitischen Krisenmodus fest. Die Gefahr eines Höhenflugs des "sicheren Hafens" Franken sei noch nicht gebannt, warnte SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag im Schweizer Radio SRF. Ein internationaler Handelskrieg und geopolitische Konflikte zwischen Europa und Russland oder den USA und Nordkorea könnten die Schweizer Währung wieder auf die Kaufzettel der Anleger zurückbringen. "All diese Sachen können über Nacht die Einschätzung der Finanzmärkte verändern und dann kann der Franken rasch wieder gesucht werden", sagte Jordan. Das will die SNB verhindern - denn ein starker Franken schwächt die exportorientierte Schweizer Wirtschaft.

Um den Franken für Investoren möglichst unattraktiv zu machen, hatten die Währungshüter vor über drei Jahren Negativzinsen von rund minus 0,75 Prozent eingeführt. Zudem intervenieren sie bei Bedarf am Devisenmarkt, um den Franken künstlich zu schwächen. Das erreichen sie, indem sie mit selbst gedruckten Franken andere Währungen wie Euro oder Dollar kaufen. Zu dieser Notlösung mussten die Franken-Wächter allerdings schon länger nicht mehr greifen, wie Daten der SNB zeigen.

Dennoch hielt die SNB an den beiden Grundpfeilern ihrer Geldpolitik - Negativzinsen und Interventionen - bei ihrer vierteljährlichen Zinssitzung unverändert fest. Andere Zentralbanken sind hier bereits weiter: Von der Federal Reserve in den USA erwarten viele Investoren im März die nächste Zinserhöhung. Und die EZB hatte vergangene Woche einen weiteren Mini-Schritt auf dem Weg zu einer Abkehr von ihrem ultra-lockeren Kurs gewagt. Bevor auch die SNB auf diesen Kurs einschwenkt, wird es nach Einschätzung von Experten noch dauern. Einige Analysten erwarten eine Zinserhöhung zum Jahreswechsel 2018/19 - andere erst später.

Voraussetzung dafür ist nach Meinung vieler Experten eine vorhergehende Zinserhöhung der EZB. "Eine zu frühe Zinserhöhung in der Schweiz würde den Zinsabstand zur Eurozone wieder verringern und entsprechend den Franken unter Aufwertungsdruck setzen", erklärte Christian Lips von der NordLB. Jordan selbst wagte keine Prognose, wenn sich die SNB von ihrem Krisenmodus verabschieden könnte. Das hänge von den Finanzmärkten und dem internationalen Zinsniveau ab, sagte er im Schweizer Fernsehen. Zuletzt hatte die Alpenrepublik stets tiefere Zinsen als in anderen wichtigen Währungsräumen angestrebt. "Für uns ist diese Zinsdifferenz zwischen den Schweizerischen Zinsen und den Zinsen im Ausland sehr wichtig, weil die einen großen Einfluss auf den Wechselkurs haben", sagte Jordan.

Darüber hinaus schenkt die SNB auch der Inflation großes Augenmerk. Sie strebt eine Teuerungsrate zwischen null und maximal zwei Prozent an. Diese Obergrenze dürfte in der Schweiz nach aktueller Prognose der Notenbank erst ab Mitte 2020 erreicht sein. Unmittelbarer Handlungsbedarf besteht damit nach Einschätzung von Analysten nicht. 

(Reuters)

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