Die Auferstehung noch vor dem bitteren Ende

Noch vor wenigen Jahren war nicht klar, ob die Pforten bei Humanic weiter offen bleiben.
Noch vor wenigen Jahren war nicht klar, ob die Pforten bei Humanic weiter offen bleiben. Muhs / Caro / picturedesk.com
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Marode Unternehmen werden hierzulande immer öfter außergerichtlich gerettet und nicht in Insolvenz geschickt. Häufig ist der Erhalt des Unternehmens nämlich nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Banken der bessere Weg.

Die Zahl der Insolvenzen ist in Österreich seit vielen Jahren rückläufig. Vor allem große Pleiten sind deutlich weniger geworden. Eine Erklärung dafür ist, dass sich in Österreich in den vergangenen 15 Jahren eine ausgeprägte außergerichtliche Restrukturierungskultur entwickelt hat.

Wie es dazu kam? „Die erfolgreiche Sanierung des Feuerfestwerkstoff-Herstellers RHI war es, die zu einem Umdenken – insbesondere bei den Banken – geführt hat“, sagt Hans-Georg Kantner vom Kreditschutzverband 1870. Im Jahr 2001 hatten der Asbest-Skandal und die daraus folgenden Schadenersatzklagen in Milliardenhöhe die RHI fast in den Ruin getrieben. „Doch dann erklärten sich die Banken bereit, zur Rettung der Aktiengesellschaft nachrangig Geld zur Verfügung zu stellen. Sie mussten ihre Entscheidung nicht bereuen. Der RHI gelang es, quasi binnen eines Jahres wie Phoenix aus der Asche aufzusteigen“, sagt Kantner.

Gutes Ende, schlechtes Ende. Das Beispiel machte Schule. Man denke an die Restrukturierung des Autozulieferers Polytec, der Immofinanz-Gruppe, des steirischen Schuhkonzerns Leder & Schuh, der Baumarkt-Kette Baumax oder – aktuell – der Möbelhandelskette Kika/Leiner. Allerdings sind auch Restrukturierungen nicht immer vom Erfolg gekrönt – so etwa bei der Industrieholding A-Tec oder dem Baukonzern Alpine. Die Alpine wurde 2013 zur größten Pleite der zweiten Republik.

Wovon hängt es ab, ob eine Unternehmensrettung ein Erfolg wird oder schlussendlich doch in einer Insolvenz endet? Stefan Mayr, Professor an der Johannes Kepler Universität in Linz, hat dazu eine umfassende Untersuchung gemacht. Er analysierte Sanierungen von 920 Unternehmen sämtlicher Branchen. „Das Alter des Unternehmens oder die Branche haben keinen signifikanten Einfluss auf die Sanierung, wohl aber die Größe. Kleinunternehmen, also solche, deren Jahresumsatz unter zehn Mio. Euro liegt, werden viel seltener außergerichtlich gerettet“, sagt Mayr. Auffallend ist auch, dass innovative Betriebe deutlich mehr Chancen auf Rettung haben als nicht innovative. „Banken trauen offenbar Betrieben, die in der Lage sind, ihr Vertriebskonzept und ihre Produktpalette immer wieder zu ändern, eher zu, auch eine wirtschaftliche Krise mit einer neuen Strategie zu meistern.“

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