Warum nicht ein "Dreier" mit Immofinanz, CA Immo und s Immo?

s-Immo-Chef Ernst Vejdovszky: Dreier-Konsolidierung gäbe Sinn
s-Immo-Chef Ernst Vejdovszky: Dreier-Konsolidierung gäbe SinnFOLTIN Jindrich / WB
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US-Investor Starwood greift nach CA Immo und Immofinanz. Der Deal könnte in den nächsten Tagen über die Bühne gehen. Dabei findet auch die Idee eines Dreiergespanns inklusive s Immo durchaus Gefallen.

Die heimische Immobilienbranche befindet sich massiv im Umbruch - der Developer conwert und die Buwog wurden bereits vom deutschen Wohnungsriesen Vonovia übernommen, aktuell klopft der US-Investmentfonds Starwood Capital Group - mit zwei separaten Angeboten im Wert von in Summe 600 bis 650 Millionen Euro - bei CA Immo und Immofinanz an, nachdem eine Fusion dieser beiden Konzerne vorerst scheiterte.

Eine Entscheidung über das Starwood-Engagement in Österreich könnte in den nächsten Tagen fallen, wie aus informierten Kreisen zur APA verlautete. Der Einstieg der Amerikaner muss erst von der Übernahmekommission geprüft und freigegeben werden. "Bis zur Veröffentlichung können wir keine Auskunft über ein laufendes Verfahren geben", sagte der dortige Geschäftsstellenleiter Vedran Obradovic am Montag zur APA. Ab Einlangen der Angebotsunterlagen hat die Übernahmekommission elf Tage lang Zeit für die Prüfung.

Konkret strebt der US-Fonds, der seit Mitte der Neunzigerjahre in Europa aktiv ist und hier seither laut Eigenangaben acht Milliarden Dollar (6,5 Milliarden Euro) investiert hat, einen 5-Prozent-Einstieg bei der Immofinanz und den Erwerb von 26 Prozent an der CA Immo an. Für die CA Immo würde Starwood über 500 Millionen Euro auf den Tisch legen, für die Immofinanz über 100 Millionen Euro. Bisher habe der Fonds bei seinen Europa-Investments meist 100 Prozent oder zumindest um die 30 Prozent an den Unternehmen übernommen, sagte ein Branchenkenner zur APA.

Das Immofinanz-Offert an die Streubesitz-Aktionäre liegt bei 2,10 Euro je Aktie (cum Dividende) und stößt bei CEO Oliver Schumy auf wenig Gegenliebe, da der Preis seiner Meinung nach zu niedrig ist, wie er Anfang April bei der Bilanzpressekonferenz signalisierte. Das avisierte Angebot werde man prüfen und dazu Stellung nehmen, sobald es offiziell vorliege.

Für die CA-Immo sind von Starwood 27,50 Euro je Aktie (ebenfalls cum Dividende) geboten. Der CA-Immo-Vorstand zeigte sich Ende April bei der Bilanzpräsentation erfreut über das internationale Interesse an einem Einstieg bei dem Unternehmen, wartet aber mit Äußerungen naturgemäß ebenfalls noch zu, bis grünes Licht von der Übernahmekommission da ist und er die Angebotsunterlagen im Detail vor sich hat. Mit dem Kernaktionär Immofinanz, der rund 26 Prozent an der CA Immo hält, fühle man sich wohl, betonte er. Sollte der Investor Starwood mit seinem CA-Immo-Angebot an die Aktionäre aus dem Streubesitz für ebenfalls 26 Prozent durchkommen, wäre er dort - neben der Immofinanz - größter Kernaktionär.

Die zusätzlich angepeilte Beteiligung des US-Fonds an der Immofinanz in Höhe von 5 Prozent würde Starwood dort zum drittgrößten Aktionär hinter der s Immo (über 10 Prozent) und der Familie rund um den privaten Investor und Rechtsanwalt Rudolf Fries (rund 6 Prozent). Derzeit ist der Eigentümer der Fruchtsaftfirma Spitz, Walter Scherb, dort drittgrößter Investor.

"Dreier-Konsolidierung gäbe Sinn"

Parallel zu dem Starwood-Szenario in Österreich, das in den kommenden Tagen an Dynamik gewinnen wird, halten sich auch hartnäckige Mediengerüchte, wonach letztlich alle drei großen österreichischen Immobilienkonzerne - Immofinanz, CA Immo und s Immo - fusionieren könnten.

Die s Immo hält bereits rund 12 Prozent an der Immofinanz und über 5 Prozent an der CA Immo. Eine Dreier-Konsolidierung gäbe Sinn, räumte s-Immo-Chef Ernst Vejdovszky zuletzt bei der Jahrespressekonferenz Anfang April ein. Ansonsten gab er sich zugeknöpft: "Ich kann zu derartigen Überlegungen keinen Kommentar abgeben; das wäre schlecht für eine Sache, falls es überhaupt eine Sache gibt." Das, was in der Zeitung gestanden sei, sei "eine interessante Idee".

Der Geschäftsmann Ronny Pecik bzw. seine RPR Privatstiftung hält direkt und indirekt (über ein Signa-Konstrukt) bereits 21,86 Prozent an der s Immo - er hatte von der Erste Group deren Aktienpaket von rund 10 Prozent und von der Anadoria Ltd des russischen Oligarchen Roman Abramovich rund 11 Prozent erworben. Und seit Ende Dezember hat auch der Tiroler Investor Rene Benko mit seinem Immobilienkonzern Signa bei der s Immo den Fuß in der Tür.

Er fixierte einen Deal mit dem Investor Pecik, der ihn dazu berechtigt, sich bis Ende 2019 dessen 21,86 Prozent einzuverleiben. Hier gibt es laut s-Immo-Chef mit der Signa-Holding eine gegenseitige Put-und-Call-Option. Die Familie Benko Privatstiftung erwarb zudem vor wenigen Tagen 7,28 Prozent der s-Immo-Anteile von dem Versicherer Vienna Insurance Group (VIG), der dessen 10,22-Prozent-Beteiligung abstieß und hält nun 29,14 Prozent den dem Immobilienkonzern.

Benko könnte die Idee des Dreiergespanns (Immofinanz, CA Immo, s Immo) vorantreiben. Nachdem der Immo-Investor bei der Übernahme der deutschen Kaufhof-Kette nicht zum Zug gekommen sei, habe er noch ein dafür von Investoren vorgesehenes Kapital von rund einer Milliarde Euro zur Verfügung, hieß es kürzlich im Wirtschaftsmagazin "trend". Oder es folge ein ganz großer Schritt: Brächte Benko auch die Signa ein, würde ein Konzern mit 20 Milliarden Euro Immobilienwert entstehen, und man wäre in Europas Liga die Nummer zwei hinter Unibail Rodamco.

(Birgit Kremser/APA)

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