Flixbus macht Jagd auf den Greyhound

Flixbus hat Europa im Sturm erobert
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Das Busunternehmen Flixbus hat Europa im Sturm erobert, jetzt will das deutsche Start-up auf dem US-Markt durchstarten.

Flixbus-Chef Andre Schwämmlein hat eine Mission: "Wir wollen Busfahren attraktiv für alle machen", sagt der deutsche Unternehmer in Hollywood bei der Pressekonferenz zum Auftakt der US-Expansion. In Amerika, dem Land der Autobesitzer, wo auf längeren Strecken meist geflogen wird, ist das ein ambitioniertes Ziel. Flixbus will die US-Kunden mit "smarter und grüner Mobilität" sowie günstigen Preisen und dem "besten Service" überzeugen. Das dürfte allerdings nicht ganz einfach werden.

In den USA haben Fernbusse viel Tradition, aber einen schlechten Ruf als Reiseoption für Leute, die sich kein Flug- oder Zugticket leisten können. Der Greyhound-Bus - häufig besungen und in Hollywood-Filmen gezeigt - ist zwar ein fester Bestandteil der US-Popkultur. In der Realität machen ramponierte Sitze und stinkende Bordtoiletten die langen Fahrten durch das weite Land aber immer noch oft genug schwer erträglich. Doch die Branche hat den Kampf gegen das Schmuddel-Image aufgenommen und mit Flixbus sorgt nun ein neuer Anbieter für frischen Wind, der bereits Europa kräftig aufgemischt hat.

Flixbus will die Expansion rasch vorantreiben. Der für das US-Geschäft zuständige Manager Pierre Gourdain setzt direkt zur Kampfansage an die US-Konkurrenz an: "Dies wird unser größter Markt und unser größter Erfolg", ist der Franzose sicher. Los Angeles werde das zweite globale Hauptquartier neben München werden. "Wir sind bereits die größte Marke im europäischen Fernbusmarkt", ergänzt Unternehmenschef Schwämmlein. Das enorme Wachstum von Flixbus sollte US-Konkurrenten eigentlich ohnehin Warnung genug sein: Erst 2013 gegründet, überrollte die Firma Europa regelrecht - auch dank der Fusion mit dem damaligen deutschen Marktführer MeinFernbus.

US-Markt hart umkämpft

Dass Flixbus seinen europäischen Senkrechtstart wiederholen kann, bezweifeln Experten eher. Der US-Markt ist hart umkämpft und schon länger im Umbruch. Die Anbieter haben ihre Flotten in den letzten Jahren modernisiert, Internet etwa gibt es inzwischen an Bord vieler Busse - wenngleich die Verbindungen oft dürftig sind.

Zudem herrscht zumindest auf gefragten Routen rege Konkurrenz, auch wenn zwei Firmen klar herausragen. Seit rund zehn Jahren dominieren die schottischen Branchenriesen Firstgroup und Stagecoach in den USA. Firstgroup übernahm 2007 das 1914 gegründete Urgestein Greyhound, das bis heute die Nummer eins im US-Fernbusverkehr ist. Stagecoach forderte den Marktführer aber bereits mit seiner - in Europa von Flixbus geschluckten - Marke Megabus heraus, die mit viel Werbeaufwand, neuen Bussen und günstigen Preisen antrat. Greyhound wiederum startete mit dem kleineren Partner Peter Pan die Billiglinie Boltbus, zudem gibt es etliche lokale US-Anbieter wie den berühmt-berüchtigten China Town Bus in New York.

(APA/dpa)

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