Peinlich: Aufsichtsratschef bei Hauptversammlung nicht wiedergewählt

Stefan Wolf ist Norma durchgefallen
Stefan Wolf ist Norma durchgefallen(c) AFP (SEBASTIAN GOLLNOW)
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49,59 Prozent Zustimmung waren zuwenig: Stefan Wolf ist seinen Job als Aufsichtsratsvorsitzender des Industriezulieferers Norma los. Der neue Präsident ist ein Schwede.

Die Aktionäre des hessischen Industrie- und Automobilzulieferers Norma haben ihren Aufsichtsratschef gestürzt. Der 56-jährige Stefan Wolf, im Hauptberuf Vorstandschef des Autozulieferers ElringKlinger, verfehlte auf der Hauptversammlung von Norma am Donnerstag in Frankfurt mit 49,6 Prozent der Stimmen knapp die erforderliche Mehrheit für einen Verbleib im Aufsichtsrat, wie Norma mitteilte. Den Ausschlag gaben einflussreiche Stimmrechtsberater, die eine Ämterhäufung bei Wolf kritisiert hatten und nach deren Empfehlungen sich vor allem Fonds aus den USA und Großbritannien richten. Wolf war seit dem Börsengang vor sieben Jahren Aufsichtsratschef von Norma.

Angesichts der Widerstände hatte sich der Aufsichtsrat des auf High-Tech-Leitungen und Verbindungsschellen spezialisierten MDax-Unternehmens in einem Brief an die Aktionäre im Vorfeld des Anteilseignertreffens hinter Wolf gestellt. Er sei "zeitlich und inhaltlich" in der Lage, seine Verpflichtungen bei Norma zu erfüllen. Eine knappe Mehrheit der Aktionäre sah das anders. Aufsichtsratschefs, die zugleich ein Unternehmen führen, sind in Deutschland selten geworden. Meist füllen ehemalige Manager die Position aus.

Investoren aus dem angelsächsischen Raum, auf die Berater wie Glass Lewis und ISS Einfluss haben, halten fast die Hälfte der Anteile an Norma. Auf der Hauptversammlung waren 78 Prozent des Kapitals vertreten. Glass Lewis monierte in seiner Analyse, dass Wolf vor der Neuwahl des Aufsichtsrats nicht einmal den Nominierungsausschuss des Gremiums einberufen habe.

Als Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall führt Wolf außerdem regelmäßig die Tarifverhandlungen in Baden-Württemberg. Er sitzt auch im Aufsichtsrat des schwäbischen Autozulieferers Allgaier. 2013 war Wolf von den Norma-Aktionäre noch mit großer Mehrheit bestätigt worden.

Berg statt Wolf

Die übrigen fünf vorgeschlagenen Aufsichtsratsmitglieder wurden gewählt. Sie mussten unter sich einen Nachfolger für Wolf auswählen - die Entscheidung fiel auf Lars Magnus Berg. Der 71-jährige Schwede ist selbständiger Unternehmensberater. Berg hat langjährige Erfahrung in den Bereichen Logistik, Produktion und Vertrieb. Er ist Aufsichtsratschef der schwedischen Unternehmen Greater Than AG und Net Insight AB.

(Reuters)

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