Luxuskonzerne wetteifern mit Sportfirmen um Sneaker-Kunden

AFP (JEFF KOWALSKY)
  • Drucken

Einst als Freizeitschluffen verpönte Turnschuhe sind längst businesstauglich. Kein Wunder, dass sich auf dem milliardenschweren Sneaker-Markt immer mehr Anbieter tummeln.

Was passiert wenn Luxusmode auf Sport trifft? Turnschuhe können schon mal für 10.000 Euro und mehr über den Tresen gehen. Der milliardenschwere Markt mit Sneakern boomt und Edelmarken wie Kering, Gucci, Prada und Balenciaga, die früher eher auf Highheels und Budapester setzten, wollen sich nun ein Stück vom Kuchen abschneiden. Sie stocken ihre Investitionen in dem Bereich auf und liefern sich ein Rennen mit den Branchenriesen Nike, Adidas und Puma. "Sneaker sind kein Trend mehr, sondern eine Kategorie für sich", sagt Bruce Pask, der bei der US-Nobelkaufhauskette Neiman Marcus für Männermode zuständig ist.

Auch beim italienischen Luxuskonzern Salvatore Ferragamo - eher bekannt für seine Stilettos - ist man umgeschwenkt. "Als ich sah, dass Turnschuhe ein Ding sein würden, habe ich es ein bisschen bekämpft", erklärt Schuhdesigner Paul Andrew. Nun wird in diesen Bereich aber stark investiert. Emilio Macellari, Finanzchef des italienischen Luxusgüterunternehmens Tod's - ein Pionier der Branche, der 1986 seinen ersten Hogan Luxus-Sneaker auf den Markt brachte - sagt: "Es gibt keine Marke, die gegenwärtig nicht ihr Angebot überdenkt."

Verkaufspreise nach oben hin hoffen

Der weltweite Verkauf von Sneakern stieg im vergangenen Jahr um zehn Prozent auf 3,5 Milliarden Euro und wuchs damit stärker als der von Handtaschen, heißt es bei der Beratungsfirma Bain & Co. Turnschuhe sind nach Einschätzung der Unternehmensberatung EY der Wachstumstreiber in der Modebranche. Dabei stehen sich die Wettbewerber bei den Verkaufspreisen in nichts nach. Die Treter der Edelmarken wie auch der Sportfirmen können preislich zwischen 400 und mehreren tausend Euro liegen - wie etwa die mit Swarowski-Kristallen verzierten Louboutin-Leder-Sneaker.

Werden Sondereditionen mit limitierten Auflagen herausgegeben, schnellen die Preise aber auch gerne höher. So erzielten Verkäufer mit den in Kooperation von Sänger Pharrell Williams, Chanel und Adidas kreierten Sneakern über 10.000 Dollar ebenso wie mit den Nikes "Air Jordan 3 Retro DJ Khaled Grateful". Dabei kommt den Firmen zugute, dass die einst als Freizeitschluffen verpönten Turnschuhe businesstauglich geworden sind. So trägt der modebewusste Mann sie zum Designer- oder Maßanzug und Frauen ihre Sneaker auch schon mal zum Rock oder langem Kleid.

Doch die sogenannte "Sneakerisierung" könnte für die klassischen Schuhproduzenten zum Problem werden. "Nach etlichen Saisons mit gemütlichen Schuhen, wird es schwierig werden, Frauen wieder zurück auf die Absätze zu bekommen", meint Federica Montelli, Leiterin der Modeabteilung des berühmten Mailänder Kaufhauses La Rinascente. Die Sportartikelhersteller fürchten derweil die Konkurrenz nicht. "Wenn Luxuskonzerne den sportlichen Weg gehen, ist das nur positiv", sagt Puma-Chef Bjorn Gulden. "Wenn das den Sneaker-Markt befeuert, können wir glücklich sein." 

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.