Kika/Leiner: "Mögliche Übernahme durch XXXLutz nur mit Auflagen"

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Die Wettbewerbsbehörde würde einen Kauf durch den Marktführer grundsätzlich nicht blockieren. XXXLutz zeigt sich an einer Übernahme interessiert.

Mit den neuen Turbulenzen nach dem Ausstieg von Kreditversicherern bei Kika/Leiner sei „die Wahrscheinlichkeit, dass Kika/Leiner verkauft wird“ definitiv gestiegen, sagte Handelsexperte Andreas Kreutzer im Gespräch mit der "Presse". Dieses Szenario existiere bereits seit vergangenem Sommer, als die Bilanzunregelmäßigkeiten bei Steinhoff das erste Mal ruchbar wurden, so Kreutzer. Und die Schwierigkeiten bei der angeschlagenen Möbelkette werden sich beschleunigen. Aus informierten Kreisen hieß es gegenüber der APA, dass beurteilende Stellen derzeit keine Kreditempfehlung für Darlehen an Kika/Leiner geben. Es wird demnach auf die derzeit laufenden Gespräche des Unternehmens mit finanzierenden Stellen verwiesen - und dabei bleibe die Entwicklung abzuwarten.

Als Anwärter für eine Übernahme kommen laut dem Experten mit Höffner und Tessner zwei deutsche Möbelketten in Frage. Denn die ihrerseits durch die Deutschland-Expansion von XXXLutz in die Defensive geratenen Unternehmen könnten so auf gegnerischem Gebiet zurückschlagen.

XXXLutz zeigt sich bereit

Aber auch der heimische Marktführer XXXLutz gilt als heißer Tipp bei einem allfälligem Verkauf. Das Unternehmen zeigt sich auch grundsätzlich an einer Übernahme interessiert. "Wenn sich eine Möglichkeit auftut, wären wir da", sagte XXXLutz-Sprecher Thomas Saliger. Wie XXXLutz Thanner verstehe, gebe es Möglichkeiten und man würde dabei gerne "Partner sein" - wie groß auch immer jene Teile seien, die man möglicherweise übernehmen könnte. "Wir sind jedenfalls bereit, in Gespräche zu treten", so Saliger.

Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) würde einen Notverkauf von Kika/Leiner an den Mitbewerber XXXLutz möglicherweise nicht blockieren. "Natürlich ist das denkbar, wenn es entsprechende strukturelle Auflagen gibt", sagte BWB-Chef Theodor Thanner im Ö1-Mittagsjournal des ORF-Radios am Dienstag. Um theoretisch eine Übernahme zu ermöglichen, müssten "eine Reihe von Standorte" aufgegeben werden, etwa in Stadtrandlagen, sagte Thanner.

Gemeinsam mehr als die Hälfte Marktanteil

Ob bei einer Übernahme durch XXXLutz die Marken Kika und Leiner weiter bestehen werden, sei eine strategische Entscheidung, die vor allem auch davon abhänge, wie weit die beiden Marken durch die gegenwärtige Misere beschädigt werden, meinte Kreutzer.

Lutz ist mit seinen drei Marken XXXLutz, Mömax und Möbelix die Nummer 1 am heimischen Möbelmarkt und hatte zuletzt einen Marktanteil von rund einem Drittel. Der Anteil von Kika/Leiner lag vor Beginn der Turbulenzen bei rund 24 Prozent, gefolgt von Ikea mit 16 Prozent.

Der Ausfall der Warenkreditversicherung für den Kika/Leiner-Mutterkonzern Steinhoff hat die heimische Möbelkette mit mehr als 5000 Mitarbeitern stark unter Druck gesetzt. Am vergangenen Freitag hatten Kreditversicherer entschieden, etwaige Forderungsausfälle für Steinhoff-Lieferanten weltweit nicht mehr abzusichern. Lieferanten haben Kika/Leiner nun eine Schonfrist bis Ende der Woche Zeit gegeben, um eine Lösung zu finden.

Die aktuelle Situation sorgt bei den Beschäftigten für große Verunsicherung. "Viele Kolleginnen und Kollegen machen sich Sorgen um ihren Arbeitsplatz", so Kika-Betriebsratsvorsitzende Sonja Karner zur APA. Karner hofft, dass die Auszahlung der Gehälter und des im Juni anstehenden Urlaubsgeldes nicht gefährdet sind. "Wir gehen davon aus, dass die Geschäftsführung uns zeitnah über alle weiteren Entwicklungen informiert."

Die südafrikanisch-deutsche Einzelhandelsgruppe Steinhoff hatte im vergangenen Dezember Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen eingeräumt. Daraufhin verlor das Unternehmen bis zu 90 Prozent des Börsenwerts und kämpft seitdem ums finanzielle Überleben.

>> ORF- "Ö1-Mittagsjournal"

(APA/red.)

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