Zwei neue Vorstände für den Verbund. Doch die Formel ist nicht neu: Ein Schwarzer und ein Blauer.
Wien. Es ist ja nicht so, dass die Sache überraschend kam. Seit über einem Jahr wird munter darüber spekuliert, wer neu in den Verbundvorstand kommen wird. Immerhin ist auch seit langem klar, dass die Verträge der jetzigen vier Vorstände – Wolfgang Anzengruber, Peter Kollmann, Hannes Sereinig und Günther Rabensteiner – Ende 2018 auslaufen. Und doch: Die Entscheidung, die der Verbund-Aufsichtsrat gestern zu treffen hatte, zog sich wie der berühmte Strudelteig. Wie „Die Presse“ in Erfahrung bringen konnte, waren nicht alle Aufsichtsräte von den nominierten Kandidaten restlos begeistert. Im Vorfeld wurde also lange diskutiert, die eigentliche Sitzung konnte erst nach gehöriger Verspätung starten.
Sieben Gegenstimmen
Am späten Nachmittag stieg dann doch weißer Rauch auf – obwohl die Abstimmung denkbar knapp ausging: Sieben von 15 Aufsichtsräten gaben Gegenstimmen ab, dem Vernehmen nach waren das die Betriebsräte sowie Arbeiterkämmerer Werner Muhm und Stadtwerke-Vorstand Peter Weinelt. Trotzdem steht fest: Wolfgang Anzengruber bleibt Verbund-Chef, allerdings nur für zwei Jahre. Ihm als Finanzvorstand weiterhin zur Seite stehen wird Peter Kollmann. Sereinig und Rabensteiner gehen wie geplant in Pension, neu in den Vorstand kommen der oberösterreichische Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Strugl. Und der Chef von Cisco Österreich, Achim Kaspar. Strugl gelangt per ÖVP-Ticket in den Vorstand, Kaspar per FPÖ-Ticket.
Die Entscheidung für die Neuzugänge im mehrheitlich staatlichen Verbundkonzern ist also gewohnt politisch – und das ist dann doch erstaunlich. Immerhin hatte Verbund-Aufsichtsratspräsident Gerhard Roiss ein großes Geheimnis um die Kandidaten gemacht und zuletzt sogar den Ort der Aufsichtsratssitzung verheimlicht. Der dann den Aufsichtsräten vorgelegte Vorschlag mit den vier Namen war daher für viele eine herbe Enttäuschung. Sie hatten sich zumindest einen politisch unabhängigen Experten erwartet. Doch die Politik wollte bei der Personalie im börsenotierten Konzern ganz offensichtlich nicht das Heft aus der Hand geben.
Dass der Vertrag von Anzengruber verlängert wird, war schon lange klar – in der Regierung legt man ja auch auf Kontinuität wert. Anzengruber wird nach Vertragsende in Pension gehen, und vermutlich wird dann Michael Strugl sein Nachfolger. Was bei einigen Aufsichtsräten kritisiert wurde, da es sich bei Strugl immerhin um einen ehemaligen Politiker handelt.
Wenig Begeisterung gab es auch darüber, dass der Verbundvorstand nicht verkleinert wird. Dies war vom früheren ÖVP-Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner gewünscht worden, in der Ausschreibung legte man sich über die Zahl der gesuchten Vorstände allerdings nicht fest.
Und dann wurden neue Fakten geschaffen: FPÖler Arnold Schiefer galt ursprünglich als Fixstarter für den Verbund-Finanzvorstand, Achim Kasper wurde daher auch schon abgesagt. Doch dann machte Schiefer einen Rückzieher, weil klar wurde, dass er für den Job sein Mandat als ÖBB-Aufsichtsratspräsident abgeben müsste. Also entschied man sich, den Vertrag von Finanzer Peter Kollmann zu verlängern.
Und am Ende wurde gehandelt wie eh und je: Zwei bisherige Vorstände bleiben, zwei neue kommen hinzu. Ergibt einen Posten für jede Regierungspartei.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2018)