Casinos Austria: Tschechen werfen Novomatic Vertragsbruch vor

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Gluecksspiel(c) Clemens FABRY
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Die tschechische Aktionärin reklamierte alle Kapitalvertreter für sich, kam damit aber bei ihren Miteignern Novomatic und Öbib nicht durch. Der Plan mit einem vierten Vorstandsposten war schon zuvor gescheitert.

Die Neubesetzung des Casinos-Austria-Aufsichtsrats hat am Mittwoch zu einem Kampf in der Hauptversammlung geführt. Die tschechische Sazka-Gruppe, mit 38 Prozent seit kurzem größte Casinos-Aktionärin, wollte alle 12 Kapitalvertreter stellen, was als Kriegserklärung an die staatliche ÖBIB gilt. Letztendlich bekamen die Tschechen nur fünf Aufsichtsräte, Präsident bleibt Walter Rothensteiner.

Die Tschechen werfen Novomatic Vertragsbruch vor. Novomatic hätte bei der Casinos-Hauptversammlung am Mittwoch für die von Sazka vorgeschlagenen 12 Aufsichtsratskandidaten stimmen müssen. Das sei im Stimmbindungsvertrag von Sazka und Novomatic so festgeschrieben.

Eine derartige Kampfabstimmung wie am Mittwoch gab es in der 50-jährigen Geschichte der Casinos Austria noch nie. Bisher herrschte unter den Eigentümern stets bestes Einvernehmen über die Aufsichtsräte. Es war klar, wer wieviele Kandidaten in dem Kontrollgremium stellen darf, über die jeweils von den Aktionären Nominierten wurde dann im Konsens aller Eigentümer abgestimmt. Am Mittwoch gab es erstmals eine Art Kampfabstimmung: es wurde über jeden einzelnen Kandidaten votiert, wie die APA erfahren hat.

Zweimal abgeblitzt

Der Grund: Die Sazka-Gruppe will die Kontrolle über die Casinos Austria erlangen - unter anderem, weil sie sich bei der Begebung einer 500-Millionen-Euro-Anleihe leichter tun würde, wenn sie den österreichischen Glücksspielkonzern voll konsolidiert. Auf Vorstandsebene ist es den Tschechen nicht gelungen, mehr Macht zu bekommen. Sie pochten auf einen vierten Vorstand - im bisherigen Dreiervorstand gilt nur einer, Generaldirektor Alexander Labak, als Mann der Sazka -, sind damit aber bei der Regierung abgeblitzt. Der Staat hält über die Beteiligungsholding ÖBIB ein Drittel an den Casinos Austria und will den Konzern tunlichst in österreichischer Hand behalten.

Daraufhin versuchten es die Tschechen via Aufsichtsrat, sind damit aber am Mittwoch kläglich gescheitert. Zur Hauptversammlung am Nachmittag kamen sie mit einer Liste von zwölf Kandidaten, obwohl ihnen gemäß ihres Aktienanteils nur fünf Personen zustehen. Sazka hat also für sich reklamiert, alle Kapitalvertreter zu stellen (im Casinos-Aufsichtsrat sitzen zusätzlich noch sechs Belegschaftsvertreter, sohin insgesamt 18 Personen).

Novomatic stimmte gegen Tschechen

Auf der Sazka-Liste standen dem Vernehmen nach keine ÖBIB-Kandidaten (bisher vier Personen), sehr wohl aber zwei Novomatic-Vertreter und ein Vertreter für die ehemalige Kirchenbank Schelhammer & Schattera (jetzt Grawe-Gruppe). Novomatic hält 17 Prozent an den Casinos, die Grawe mehr als 5 Prozent.

Mit dem niederösterreichischen Glücksspielkonzern Novomatic hat die Sazka eigentlich einen Stimmbindungsvertrag. Ob dieser auch für strategische Fragen gilt oder nur fürs operative Geschäft, ist nach wie vor nicht bekannt.

Puncto Aufsichtsrat fühlte sich Novomatic jedenfalls nicht an die Vereinbarung gebunden, wie es zur APA hieß. Es war also das niederösterreichische Unternehmen, das die Machtübernahme der Tschechen im Casinos-Aufsichtsrat verhinderte. Wenn nämlich die Stimmrechtsbindung gezogen hätte, hätte die Sazka-Gruppe alle ihre vorgeschlagenen Kandidaten durchgebracht, denn für die Wahl der Aufsichtsräte genügt eine einfache Mehrheit. Zusammen mit Novomatic hätte die Sazka-Gruppe die ÖBIB überstimmen können.

Rothensteiner bleibt AR-Chef

Dass sich Novomatic den Tschechen in den Weg stellen würde, zeichnete sich am Mittwoch laut APA-Informationen bereits vor Beginn der Hauptversammlung ab, sodass die Sazka-Gruppe - genauer: die Medial-Beteiligungs-Gesellschaft, über die die Tschechen ihre Casinos-Anteile erhalten - einlenken und sich mit fünf Vertretern im Aufsichtsrat abfinden musste. Auch das Ansinnen der Tschechen, die Vertragslaufzeit der Aufsichtsräte auf ein Jahr zu verkürzen, wurde schon vor der entscheidenden Sitzung abgewiesen.

Letztendlich hat sich dann gar nicht so viel geändert: Chef des Casinos-Austria-Aufsichtsrats bleibt wie erwartet der langjährige RZB-Chef Rothensteiner, er wird der ÖBIB zugerechnet.

Sazka will vor Gericht ziehen

Sazka will die heutige Niederlage nicht auf sich sitzen lassen und vor Gericht ziehen. Dem niederösterreichischen Novomatic-Konzern werfen die Tschechen dem Vernehmen nach Vertragsbruch vor. Offiziell gab es gegenüber der APA nur ein knappes Statement: "Der neu gewählte Aufsichtsrat der Casinos Austria AG entspricht nicht den Rechten und den bestehenden gültigen Vereinbarungen zwischen der Sazka Group und den Miteigentümern der Casinos Austria AG. Die Sazka Group sieht sich in der bedauerlichen Situation, alle notwendigen Maßnahmen ergreifen zu müssen, um die ihr zustehenden Rechte zu sichern und zu schützen."

Novomatic hätte sich also am Mittwoch Sazka nicht in den Weg stellen dürfen, meinen die Tschechen. "Wir teilen diese Meinung nicht", so ein Novomatic-Sprecher am Mittwochabend dazu auf APA-Anfrage. Mehr könne er aufgrund der Verschwiegenheitspflichten nicht sagen.

Die von Sazka auf Finanzgründen angestrebte Konsolidierung der Casinos Austria ist nun jedenfalls in die Ferne gerückt. Im Geschäftsbericht für 2017 hatte Sazka schon geschrieben, dank der Vereinbarung mit Novomatic bereits die Kontrolle über die Casinos Austria erlangt zu haben. In dem der APA vorliegenden Jahresbericht wird aber eingeschränkt, dass bestimmte direkte und indirekte Anteilsübertragungen der Casinos-Aktionäre Novomatic das Recht geben könnten, die Vereinbarung aufzukündigen.

(APA)

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