Erst Kika/Leiner, nun Kaufhof?

Karstadt und Kaufhof
Karstadt und KaufhofAPA/dpa/Matthias Balk
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Karstadt-Eigner Rene Benko, dessen Signa-Gruppe soeben Kika/Leiner gekauft hat, ist bisher bei der Kaufhaus-Gruppe Kaufhof nicht zum Zug gekommen. Nun soll es neue Gespräche geben.

Die Karten am deutschen Warenhausmarkt könnten neu gemischt werden: Zwischen den Eignern der kriselnden Warenhausketten Kaufhof und Karstadt, HBC und der österreichischen Signa des Immobilieninvestors Rene Benko, gibt es Insidern zufolge Gespräche über Gemeinschaftsunternehmen. Beide Seiten verhandelten darüber, dass Karstadt bei Kaufhof im operativen Geschäft einsteige, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei gehe es auch darum, dass Karstadt 51 Prozent des operativen Geschäft bei Kaufhof übernehme. Zudem gehe es um die Warenhaus-Immobilien. Arbeitnehmervertreter hatten in der Vergangenheit mit Blick auf eine mögliche Allianz der beiden Warenhausriesen vor der Schließung von Standorten und dem Verlust von Arbeitsplätzen gewarnt.

Sprecher von Signa und Karstadt waren nicht zu erreichen, ein Kaufhof-Sprecher wollte sich nicht äußern. Er verwies auf den Eigner HBC.

Der Karstadt-Eigner Benko hatte schon mehrfach vergeblich versucht, Kaufhof zu übernehmen. HBC hatte seine Offerten in der Vergangenheit abgeschmettert. Nun gebe es neue Kontakte mit Blick auf ein Gemeinschaftsunternehmen, sagten drei mit dem Vorgang vertraute Personen. Karstadt könne dabei die Mehrheit übernehmen, HBC behalte aber einen wichtigen Anteil an seinem Europa-Geschäft. Die Gespräche befänden sich noch in einem frühen Stadium, sagte einer der Insider.

Kaufhof kommt nicht in Schwung

HBC hatte Kaufhof im Oktober 2015 übernommen. Doch die Kette kommt nicht in Schwung, sie kämpft unter dem neuen Eigner aus Nordamerika mit Umsatzrückgängen und Verlusten. Viele Kunden kehren Innenstädten und Warenhäusern den Rücken und bestellen ihre Einkäufe lieber bei Online-Händlern. Aber auch zahlreiche Management-Wechsel verunsicherten nach der Übernahme die Kaufhof-Belegschaft. Um die Übernahme zu finanzieren, hatte HBC damals 41 Warenhaus-Immobilien in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Investor Simon Property eingebracht. An den Immobilien hatte Benko auch immer wieder Interesse gezeigt.

Benko hatte Karstadt nach der Übernahme 2014 mit Hilfe des Handelsexperten Stephan Fanderl saniert. Fanderl setzte zunächst den Rotstift an, lichtete den Markendschungel im Sortiment und verordnete Karstadt eine verstärkte lokale Ausrichtung der Warenhäuser. Zudem holte er Partner in die knapp 80 Warenhäuser und kurbelte das Online-Geschäft an - Fanderl will Karstadt zu einem "vernetzten Marktplatz" umformen.

HBC will aktuell die Kosten bei Kaufhof drücken. Das Kaufhof-Management verhandelt mit der Gewerkschaft Verdi über ein Sanierungspaket. Die Gespräche sollen am Freitag fortgesetzt werden. "Nur mit deutlich geringeren Personalkosten können wir eine nachhaltige Trendwende bei Galeria Kaufhof schaffen", hatte Kaufhof-Chef Roland Neuwald gefordert, der auf einen Sanierungstarifvertrag für die rund 17.000 Beschäftigten pocht. Bei einem Zusammengehen mit Karstadt könnten aber noch ganz anderen Themen auf die Beschäftigten zukommen. Handels-Experten vermuten, dass dann Warenhäuser geschlossen werden könnten - viele Standorte der bislang konkurrierenden Ketten liegen in unmittelbarer Nähe in deutschen Innenstädten. 

(Reuters)

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