Pläne für Elefantenhochzeit Karstadt/Kaufhof leben wieder auf

Kommt es doch noch zu einer Fusion von Karstadt und Kaufhof?
Kommt es doch noch zu einer Fusion von Karstadt und Kaufhof?REUTERS
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Die Chefin des nordamerikanischen Kaufhof-Mutterkonzerns HBC, Helena Foulkes, muss sich bei ihrem aktuellen Deutschland-Besuch auf drängende Fragen zu einer möglichen Fusion der Warenhauskette mit dem Konkurrenten Karstadt einstellen.

Unter dem Druck des Online-Handels nehmen die Warenhausketten Kaufhof und Karstadt einen neuen Anlauf für ein Zusammengehen. Die Eigentümer - der nordamerikanische Handelsriese HBC und die österreichische Investmentgesellschaft Signa - verhandelten über ein Gemeinschaftsunternehmen, erfuhr Reuters von mehreren mit dem Vorgang vertrauten Personen. Die HBC-Chefin Helena Foulkes werde zu Gesprächen in Deutschland erwartet. Dabei seien auch bohrende Fragen zur Zukunft des Kaufhof zu erwarten, sagten Insider am Dienstag. Bei einer Allianz der beiden Traditionsmarken, deren Warenhäuser in deutschen Innenstädten oft nahe beieinander liegen, stünden viele Jobs auf der Kippe. Arbeitnehmervertreter hatten stets vor der Schließung von Standorten und dem Verlust von Arbeitsplätzen gewarnt.

Die Idee einer deutschen Warenhaus AG ist nicht neu: Der österreichische Immobilienunternehmer Rene Benko, dem Signa gehört, hat schon mehrfach vergeblich versucht, Kaufhof zu übernehmen. HBC hatte seine Offerten in der Vergangenheit abgeschmettert - zuletzt im vergangenen Februar. Die damals von Benko gebotenen rund drei Milliarden Euro lägen deutlich unter dem Wert von Kaufhof und der damit verbundenen Immobilien-Werte, hatte HBC damals erklärt. Nun gebe es aber neue Kontakte mit Blick auf ein Gemeinschaftsunternehmen, sagten drei mit dem Vorgang vertraute Personen. Karstadt könne dabei eine Mehrheit von 51 Prozent einer "Warenhaus AG" übernehmen, HBC behalte mit 49 Prozent aber einen wichtigen Anteil an seinem Europa-Geschäft. Die Gespräche befänden sich noch in einem frühen Stadium, sagte einer der Insider. Sprecher von Signa und Karstadt waren nicht zu erreichen, ein Kaufhof-Sprecher wollte sich nicht äußern.

HBC hatte Kaufhof im Oktober 2015 übernommen. Doch die Kette mit ihren aktuell 96 Warenhäusern und rund 18.000 Beschäftigten in Deutschland kommt nicht in Schwung, sie kämpft unter dem neuen Eigner aus Nordamerika mit Umsatzrückgängen und Verlusten. Viele Kunden kehren Innenstädten und Warenhäusern den Rücken und bestellen ihre Einkäufe lieber bei Online-Händlern von Amazon bis Zalando. Aber auch zahlreiche Management-Wechsel verunsicherten nach der Übernahme die Kaufhof-Belegschaft. Um die Übernahme zu finanzieren, hatte HBC damals 41 Warenhaus-Immobilien in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Investor Simon Property eingebracht. An den Immobilien hatte Benko auch immer wieder Interesse gezeigt. Sie seien ebenfalls Gegenstand der Gespräche, sagten Insider. HBC steht zudem unter Druck von Investoren. Der aktivistische Investor Jonathan Litt etwa hatte mehrfach einen Verkauf des Europa-Geschäfts gefordert - er will dann Kasse machen.

Karstadt ist Sanierung schon angegangen

Benko hatte Karstadt nach der Übernahme 2014 mit Hilfe des Handelsexperten Stephan Fanderl saniert. Fanderl setzte zunächst den Rotstift an, lichtete den Markendschungel im Sortiment und verordnete Karstadt eine verstärkte lokale Ausrichtung der Warenhäuser. Zudem holte er Partner in die knapp 80 Warenhäuser und kurbelte das Online-Geschäft an. Darüber hinaus hat die Kette einen Sanierungstarifvertrag mit Abstrichen für die Belegschaft mit der Gewerkschaft Verdi abgeschlossen - sie hat also Kostenvorteile gegenüber der größeren Konkurrenz. Im vergangenen Geschäftsjahr erreichte Karstadt bei einem leichten Umsatzrückgang einen Jahresüberschuss von 1,4 Millionen (Vorjahr: Minus 7,5 Millionen) Euro, im laufenden Jahr soll es ein "ausgeglichenes" Ergebnis werden.

HBC will nun handeln. Die Nordamerikaner wollen die Kosten bei Kaufhof drücken, deshalb verhandelt das Kaufhof-Management mit der Gewerkschaft Verdi über ein Sanierungspaket. Die Gespräche sollen am Freitag fortgesetzt werden. "Nur mit deutlich geringeren Personalkosten können wir eine nachhaltige Trendwende bei Galeria Kaufhof schaffen", hatte Kaufhof-Chef Roland Neuwald gefordert, der auf einen Sanierungstarifvertrag für die rund 17.000 Beschäftigten pocht. 

(Reuters)

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