Streikchaos bedroht Laudamotion-Mutter Ryanair

FILE PHOTO: Ryanair CEO Michael O'Leary holds a news conference in Brussels
FILE PHOTO: Ryanair CEO Michael O'Leary holds a news conference in BrusselsREUTERS
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Der größten europäischen Airline steht mitten in der Ferienzeit ein massiver Arbeitskampf bevor. Das kostet die Mutter von Niki Laudas Laudamotion nicht nur Geld, sondern auch Image.

Nichts ist mehr so wie es war: Jahrelang mischte die irische Fluglinie Ryanair die europäischen Luftfahrt auf und ihr Chef Michael O'Leary sorgte mit seinen unkonventionellen Sprüchen nicht immer nur für ungeteilte Freude. Mit billigsten Tarifen und fast ebenso billigem Personal, einer einheitlichen Flotte und einem Angebot ohne Zusatzleistungen führte die Airline nicht nur die Low-Cost-Konkurrenz vor, sondern wurde auch zur größten Bedrohung der etablierten großen Player Lufthansa, British Airways und Air France/KLM. Im Vorjahr katapultierte sich die Ryanair mit 130 Millionen Passagieren sogar zur Nummer Eins in Europa.

Ryanair wächst weiter, der jüngste Paukenschlag O'Learys war die Übernahme der gerade erst von Niki Lauda gegründeten Laudamotion. Aber die provokanten Sprüche sind O'Leary inzwischen vergangen. Die Airline befindet sich nämlich in einem massiven Arbeitskampf und wird just in den verkehrs- und ertragsstarken Sommermonaten von einer Streikwelle bedroht, deren Ausmaß noch gar nicht abzusehen ist.

Am 12. Juli wird gestreikt

Am Dienstagabend machten die in Irland angestellten Piloten Nägel mit Köpfen: Sie stimmten mit überwältigender Mehrheit für Kampfmaßnahmen. Am 12. Juli, also bereits nächste Woche, legen sie ihre Arbeit für 24 Stunden nieder. Das ist aber erst der Anfang, wie die Herren im Cockpit mitteilten, weitere Streiktage würden in Kürze bekannt gegeben.

Prompt zeigten sich die Flugbegleiter solidarisch: Besatzungen in Spanien, Portugal, Italien und Belgien planen ebenfalls Streiks. Demnach wird das Kabinenpersonal in Italien am 25. Juli für 24 Stunden streiken und die Besatzung in Spanien, Portugal und Belgien am 25. und 26. Juli für 48 Stunden lang. Die Erklärung wurde von der belgischen CNE/LBC, der spanischen SITCPLA und USO, der portugiesischen SNPVAC und der italienischen Gewerkschaft Ultrasporti unterzeichnet.

Aber das ist noch nicht alles, die ohnedies schon harte Konfrontation zwischen Management und Belegschaft dürfte weiter eskalieren. Denn die deutsche Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat Ende Juni eine Urabstimmung unter ihren Mitgliedern über Streiks ab August  initiiiert. Zuvor erklärte die VC die Tarifverhandlungen nach einem halben Jahr für gescheitert, weil das Management der Airline nicht zu Kompromissen über Arbeits- und Vergütungsbedingungen bereit sei.

Chaos in der Urlaubsplanung?

Der Konflikt rumort schon lange. Aber im vorigen Sommer gingen dann die Wogen hoch, als Probleme bei der Urlaubsplanung für Piloten ein Chaos auslösten. Faktum war, dass Piloten, die sich nicht länger als "Hausmeister" behandelt fühlen wollten, nicht gewillt waren, in ihrer Freizeit im Herbst (im Gegenzug für Überstunden im Sommer) zu arbeiten. Der ganz Frust der vergangenen Jahre, auch ausgelöst durch niedrige Gehälter und viele Überstunden, entlud sich. Bei Ryanair müssen Piloten nicht nur ihre Ausbildung, sondern auch Uniformen und Essen selbst zahlen.

Im Winter, nach ersten Warnstreiks der VC vor Weihnachten, passierte dann das Unglaubliche. O'Leary, der einmal vollmundig gemeint hatte, eher friere die Hölle zu, als dass es bei Ryanair Gewerkschaften gäbe, lenkte ein und anerkannte erstmals in der Geschichte der Airline Arbeitnehmervertretungen. Schließlich mussten zuvor tausende Flüge gestrichen werden - rund 700.000 betroffene Passagiere fanden das nicht lustig.

In mehreren Ländern begannen Verhandlungen mit verschiedenen Beschäftigtengruppen. Während es in Großbritannien und Italien schon zu Abschlüssen kam, stocken die Gespräche auch auf dem wichtigen Markt Spanien. Und die in jahrelangem Tarifkampf mit der Lufthansa erprobte deutsche Pilotengewerkschaft brach die Gespräche ab. Zu weit klafften die Vorstellungen über einen Tarifvertrag auseinander. Ganz hat aber auch die VC die Tür nicht zugeschlagen.

Krankengeld gefordert

Ob und in welcher Form es eine Annäherung geben könnte, ist derzeit offen. Die Flugbegleiter haben am Mittwoch einen Forderungskatalog mit 34 Punkten vorgelegt. Ein Punkt ist ein "fairer Lohn, der einen leben lasse", ein anderer Krankengeld. Eine Antwort von O'Leary steht aus, kecke Sprüche sind in dieser heiklen Situation jedenfalls nicht mehr angesagt. Denn ein Feriensommer, in dem tausende Reisende auf Flughäfen stranden, weil gestreikt wird, trifft auch die hochprofitable Ryanair ins Mark. Bleibt er hart, geht er doppeltes Risiko ein: Die Airline verliert viel Geld - auch in Form eines sinkenden Aktienkurses - , und büßt auch Image ein.

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