Noch nie hat die EU-Kommission ein Unternehmen so hart bestraft wie Google. Aber auf die paar Milliarden, scheint's, kommt es den Aktionären wirklich nicht an.
Wie geht es der Google-Aktie, nachdem die EU-Kommissarin Margrethe Vestager dem Unternehmen eine Rekordstrafe von 4,34 Milliarden Euro aufgebrummt hat? Danke der Nachfrage, bestens.
Aktionäre der Google-Mutter Alphabet lassen sich nämlich nicht so leicht aus der Fassung bringen. Sie lieben ihr Papier, dessen Wert sich binnen fünf Jahren verdoppelt hat. Erst am Dienstag gab es mit 1198,50 Dollar ein neues Rekordhoch. Das machte, umgerechnet, 837,225 Milliarden Dollar Börsewert für das Unternehmen, das nach Apple und Amazon zu den drei teuersten der Welt gehört.
Anleger hatten lange genug Zeit, sich auf eine allfällige Strafe der EU-Wettbewerbsbehörde einzustellen. Das Verfahren wegen Marktmissbrauchs beim Handy-Betriebssystem Android lief seit April 2015. Die erste Reaktion an der Börse, nachdem am Mittwoch die Strafhöhe bekannt wurde: Die Alphabet-Aktie zog auf 1204,50 Dollar, ein nächstes Allzeithoch also. Erst später gab das Papier leicht nach. Der Abschlag von 0,5 Prozent fällt aber kaum ins Gewicht, zumal erste Analysten ihre Kursziele gestätigten. Colin Sebastian vom Analysehaus Baird etwa hält 1300 Dollar für realistisch.
Google hat in den vergangenen 12 Monaten 16,6 Milliarden Dollar verdient. Für das Gesamtjahr 2018 erwarten Analysten im Schnitt einen Gewinn von 31 Milliarden Dollar.
Im vergangenen Jahr erhielt das US-Unternehmen schon eine Geldstrafe von gut 2,4 Milliarden Euro aus dem Verfahren um die Shopping-Suche. Das war die bisher höchste Kartellstrafe aus Brüssel für ein einzelnes Unternehmen. Der Android-Fall ist das zweite Brüsseler Kartellverfahren gegen Google nach der Shopping-Suche, in einem dritten geht es um den Dienst "AdSense for Search", bei dem andere Internetseiten Google-Suchmasken einbinden können.
Der US-Internetkonzern will die neue Milliardenstrafe anfechten. Google-Chef Sundar Pichai betonte in einem ersten Statement, dass die Entscheidung der EU-Kommission nicht berücksichtige, dass Android-Telefone mit dem Apple-Betriebssystem iOS in Konkurrenz stünden. Auch lasse das Urteil außer Acht, dass es Tausende Telefonhersteller und Netzwerkoperatoren gebe, die mit Android arbeiteten, und es Millionen von Programmieren gebe, die Android Apps produzieren würden, so Pichai.
(red)