Mitten im Streik droht Ryanair mit Jobkürzungen

A stranded Ryanair passenger checks her phone at the Adolfo Suarez Madrid Barajas airport in Madrid
A stranded Ryanair passenger checks her phone at the Adolfo Suarez Madrid Barajas airport in MadridREUTERS
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Die größte Billig-Airline Europas reduziert ihre Flotte in Irland um 20 Prozent. Dadurch seien 300 Jobs gefährdet. Als Grund nennt die Airline den Arbeitskampf von Piloten und Flugbegleitern. Heute und morgen fallen 600 Flüge aus.

Die größte Billig-Airline Europas, die Laudamotion-Mutter Ryanair, reagiert heftig auf den Arbeitskampf ihrer Piloten und Flugbegleiter: Sie kündigte an, ihre Flotte in Dublin in der Wintersaison um 20 Prozent von 30 auf 24 Maschinen reduzieren zu wollen.  Damit seien 300 Stellen gefährdet, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Für die Entscheidung machte Ryanair unter anderem die Pilotenstreiks in Irland verantwortlich. Ingesamt beteht die Ryanair-Flotte aus 400 Flugzeugen.

Rund 100 irische Piloten haben vor zwei Wochen für den ersten Streik in der Geschichte der Ryanair gesorgt. Am Dienstag legten sie erneut ihre Arbeit nieder. Heute Mittwoch und morgen, Donnerstag, sind  die Flugbegleiter in Italien, Spanien, Portugal und Belgien dran. Tausende Passagiere von und nach Italien sind vom Streik betroffen. 137 Flüge wurden wegen des 24-stündigen Arbeitsausstand als gecancelt gemeldet. Ryanair entschuldigte sich in einer Presseaussendung für die Unannehmlichkeiten. Ryanair betonte, dass eine "minimaler Anteil des Bordpersonals in Italien" sich am Streik beteiligt habe. Der italienische Gewerkschaftsverband Filt CGIL sieht die Lage anders und sprach von "großem Erfolg" des Streiks. 

Spanien am stärksten betroffen

Die meisten Ausfälle gab es in Spanien, wo Ryanair 200 Flüge strich - ein knappes Viertel aller Verbindungen. Allein auf Mallorca fielen am Mittwoch wegen des Streiks 72 Flüge aus, darunter zehn der vierzig Verbindungen nach Deutschland, wie ein Flughafensprecher sagte. Vom Streik bei Ryanair waren am Mittwoch auch tausende Passagiere von und nach Belgien sowie von und nach Portugal betroffen. Am Brüsseler Flughafen fielen nach Angaben einer Sprecherin 18 von 40 Verbindungen aus, 3.500 Passagiere waren betroffen. 

Für die beiden Tage wurden rund 300 der 2400 Verbindungen annulliert. Rund 100.000 Passagiere sind betroffen, die großteils ihre Flüge umgebucht haben. "Wenn unser Ruf als zuverlässige Airline gefährdet und deshalb die Vorausbuchungen für den Winter tangiert sind, dann sind Kürzungen wie die geplante die bedauernswerte Konsequenz", sagte der für das Fluggeschäft zuständige Ryanair-COO Perter Bellow. 

Wien nicht betroffen

Der Flughafen Wien Schwechat ist nicht betroffen, da keine Ryanair-Flieger von dort starten.

Die Gewerkschaften wollen durchsetzen, dass das Kabinenpersonal in diesen Ländern nach dort geltendem Arbeitsrecht angestellt wird, nicht nach dem Recht Irlands, wo Ryanair seinen Hauptsitz hat. Zudem sollen fest angestellte Mitarbeiter und Leiharbeiter gleich entlohnt werden.

Seit Monaten gärt es bei Ryanair. Die Mitarbeiter an Bord werfen dem Unternehmen vor, deutlich schlechter bezahlt zu sein als Mitarbeiter bei anderen Billig-Bluggesellschaften und generell schlechtere Arbeitsbedingungen zu haben. Das Unternehmen bestreitet das vehement. Da Ryanair inzwischen sehr groß ist und in vielen europäischen Ländern Flugbasen unterhält, ist die Airline auch mit verschiedenen Tarifsystemen und Gewerkschaften konfrontiert. Bis vor kurzem hat sich Ryanair-Boss Michael O'Leary geweigert, Gewerkschaften anzuerkennen. 

Die Ryanair leidet wie alle anderen Fluglinien auch unter den Streiks der Fluglotsen, die massive Verspätungen verursachen.

Wizz Air kappt Ziele

Die ungarische Billigfluglinie Wizz Air bekommt neben den gestiegenen Kerosinpreisen auch die Streiks der Fluglotsen in Europa zu spüren und hat daher ihre Jahresziele gekappt. Statt eines 20-prozentigen Kapazitätswachstums rechnet die Gesellschaft nun mit einem Plus von 18 Prozent, wie Wizz Air am Mittwoch mitteilte.

Die europäischen Fluggesellschaften stehen heuer wegen der zahlreichen Flugstreichungen infolge der Streiks, insbesondere in Frankreich, unter Druck. Ryanair, Easyjet, Wizz und IAG reichten deshalb am Dienstag bei der EU-Kommission Beschwerde gegen Frankreich ein.

Wizz Air, die vor allem Passagiere in Mittel- und Osteuropa bedient, hat bisher dank eines wachsenden Anteils von Airbus A321-Flugzeugen, die sparsamer sind und mehr Passagiere befördern, die Kosten niedrig halten können. Im ersten Quartal (per 30. Juni) des laufenden Bilanzjahres ging der Gewinn jedoch um 14 Prozent auf 50 Mio. Euro zurück.

(eid/red)

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