Offensive: Post schnürt Megainvestitionspaket

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Der teilstaatliche Konzern steckt eine halbe Mrd. Euro in die Modernisierung der Paketzentren und will so Amazon Paroli bieten. Der US-Konzern stellt ab Herbst in Österreich selbst zu.

Wien. „Wir kennen die Pläne von Amazon und haben sie in unserer Strategie berücksichtigt.“ Wenn das Vorhaben des größten Onlinehändlers, ab Herbst in Österreich selbst Pakete zuzustellen, zur Sprache kommt, gibt sich Post-General Georg Pölzl gelassen. Obwohl der US-Konzern, der größter Kunde der Post im Paketgeschäft ist und dieses auch gehörig antreibt, dem österreichischen Platzhirsch einiges an Marktanteil wegschnappen dürfte.

Wie viele Pakete Amazon künftig selbst zustellen wird, wollte Pölzl am Freitag bei der Präsentation der Rekordzahlen zum ersten Halbjahr auch mit Hinweis auf die Verschwiegenheit der Amerikaner nicht sagen. Amazon soll aber – „davon gehen wir aus“ – Großkunde der Post bleiben. Weitere sind Zalando und die Unito-Gruppe (Universal, Otto, Quelle).
Und dennoch: Um die Spitzenstellung auf dem heimischen Paketmarkt mit einem Marktanteil von derzeit 58 Prozent im Privatkundengeschäft zu halten bzw. sogar noch auszubauen, greift der halbstaatliche börsenotierte gelbe Riese jedoch tief in die Tasche. „Wir investieren in den nächsten vier Jahren eine halbe Mrd. Euro in eine Kapazitäts- und Qualitätsoffensive“, kündigte Pölzl an. Schon heuer würden die Ausgaben an die 150 Mio. Euro erreichen – im Vorjahr waren es 102 Mio. Euro.

Pölzl will zwar das Vorhaben nicht als Antwort auf die Amazon-Attacke verstanden wissen. Faktum ist aber, dass der Großteil der Millionen in den Ausbau der Paketlogistik fließt. Dank des boomenden Onlinehandels wächst das Paketgeschäft zweistellig, während das Briefvolumen weiter zurückgeht, heuer bisher um fünf Prozent. Die Post geht davon aus, dass allein die von ihr gehandelte Paketmenge von heuer 100 auf 150 Millionen Stück im Jahr 2022 wachsen wird.

Deshalb werden die bestehenden sieben Paketverteilzentren ausgebaut und modernisiert und wird ein achtes gerade in Hagenbrunn (NÖ) um 50 Mio. Euro errichtet. Mittelfristig will die Post bundesweit pro Stunde 100.000 Pakete sortieren können, doppelt so viele wie derzeit. Was die Servicequalität betrifft, hat sich die Post zudem zwei renommierte Partner geangelt: Mit der Lebensmittelkette Hofer wird Ende September ein Pilotbetrieb für Post-Stationen gestartet, wo Pakete abgegeben und abgeholt werden können. Ebenfalls ab September ist der deutsche Logistiker Hermes mit seinen 1600 Shops in Österreich Partner.
Außerdem soll die Zahl der Selbstbedienungsboxen für Versand und Abholung von Paketen von derzeit 28.150 auf 50.000 fast verdoppelt werden. Sendungsverfolgung bzw. -umleitung und -nachforschung per App gibt es schon, sie wird inzwischen von einer Million Kunden genützt.

Noch kein Bawag-Ersatz

Apropos Partner: Infolge der Trennung von der Bawag als Finanzdienstleistungspartner (das brachte 107 Mio. Euro cashflow-wirksame Sonderzahlung) sucht die Post einen Ersatz. „Wir haben zwar noch eineinhalb Jahre Zeit, aber der Druck steigt“, betont Pölzl. Die Suche gestalte sich schwieriger als gedacht. Ein Pakt mit den Volksbanken ist wie berichtet nicht zustande gekommen.

In der Türkei hat die Post mit Aras Cargo schon lang einen Partner, fast ebenso lang tobt ein Streit mit der Eigentümerfamilie Aras: Die Post will auf 75 Prozent aufstocken und hat die entsprechende Option längst gezogen, die Familie will die Österreicher loswerden. Das Schiedsgerichtsverfahren läuft. „Ungeachtet der politischen und ökonomischen Turbulenzen (siehe Bericht Seite 13, Anm.) glauben wir an den Markt“, hat Pölzl gesagt.

Geld für die Aufrüstung hat die Post genug: Die liquiden Mittel lagen zum Halbjahr bei 334 Mio. Euro. Bei einem quasi stabilen Umsatz von 955,2 Mio. Euro fiel das Nettoergebnis um 0,4 Prozent infolge höherer Steuern auf 75,9 Mio. Euro. Die Post-Aktie legte leicht zu. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2018)

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