Mehr als 1100 Menschen verlieren durch die Sanierung der Möbelhäuser Kika/Leiner ihren Job, viele von ihnen in St. Pölten. Die Betriebsräte zeigen Verständnis für die Sparmaßnahmen.
Nach bekanntwerden der Sparpläne für Kika/Leiner mit dem Abbau von 1100 Stellen ("Die Presse" berichtete) haben die Bürgermeister von St. Pölten, Matthias Stadler (SPÖ), und Wiener Neustadt, Klaus Schneeberger (ÖVP), in Aussendungen von einem "schweren Schlag", vor allem für die betroffenen Mitarbeiter, gesprochen. Die Betriebsräte der Möbelhäuser bedauern den harten Sparkurs zwar, zeigen aber gewisses Verständnis. Sie betonen, dass mit der Geschäftsführung bereits ein Sozialplan verhandelt werde. Und sind sich einig: Aus wirtschaftlichen Gründen müsse gespart werden, es gebe eine gute Gesprächsbasis.
Vier Standorte schließen
Offiziell bestätigt hat das Unternehmen bisher lediglich, dass vier Standorte und zwei kleinere Logistikzentren per Jahresende geschlossen werden. Eine genaue Zahl zum Stellenabbau wurde vorerst nicht bekanntgegeben. Die Mitarbeiter seien gestern nach Schließung der Filialen über die Sanierungspläne informiert worden.
Handel: In welchen Unternehmen die meisten Jobs abgebaut wurden
Allein in Niederösterreich könnten insgesamt bis zu 500 Arbeitsplätze verloren gehen, unter anderem sollen auch in der Zentrale in St. Pölten zahlreiche Arbeitsplätze wegfallen. Neben dem Leiner-Möbelhaus in Wiener Neustadt wird die Kika-Filiale in Vösendorf und ein Filialaußenlager in St. Pölten mit Jahresende geschlossen. Die Leiner-Gründungsstadt St. Pölten ist laut Stadler "bei den Kündigungen einer der am stärksten betroffenen Standorte".
"Schwerer Schlag für die Mitarbeiter"
Stadler: "Das ist ein sehr schwerer Schlag für die Mitarbeiter und ihre Familien, der uns zutiefst erschüttert". Er forderte die volle Unterstützung des Landes und der Bundesregierung für die betroffenen Mitarbeiter und auch für eine rasche Nachnutzung eventuell nicht mehr benötigter Infrastruktur ein. "Sehr bedauernswert ist auch die Tatsache, dass das seit Jahrzehnten für St. Pölten prägende Unternehmen von St. Pölten aus zu einem Möbelimperium aufgestiegen ist und nun ins Wanken geraten ist", meinte Stadler. Im Jahr 1910 wurde das erste Leiner Haus in St. Pölten gegründet.
Kika/Leiner: Ein Traditionshaus in Nöten
"Trotz der schmerzlichen Kündigungen muss man auch sagen, dass es noch schlimmer hätte kommen können", so Stadler. Immerhin habe das Management des Kika/Leiner-Eigentümers Signa dem Stadtchef bestätigt, dass in St. Pölten das Möbelhaus Kika im Süden und das Leiner-Stammhaus im Zentrum sowie die Zentrale erhalten bleiben sollen.
"Mitarbeiter seit Jahrzehnten beschäftigt"
In Wiener Neustadt werde mit dem Leiner-Möbelhaus in der Bahngasse eine "Institution" und ein "sehr wichtiger Betrieb" für die Innenstadt zugesperrt, meinte Bürgermeister LAbg. Klaus Schneeberger (ÖVP): "Die Schließung ist natürlich ein schwerer Schlag - vor allem für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zum Teil seit Jahren oder gar Jahrzehnten hier beschäftigt waren. Für sie müssen wir alles unternehmen, um sie zu unterstützen."
Was die weitere Entwicklung des Standortes betreffe, "bin ich bereits seit 14 Tagen in Gesprächen mit der Signa-Gruppe von Rene Benko", informierte Schneeberger. Durch die Nähe zu den Kasematten, dem "Herz" der bevorstehenden NÖ Landesausstellung 2019, "muss es unser aller Bestreben sein, hier rasch zukunftsträchtige Lösungen zu finden".
Tiroler Möbelhandel sucht "immer gute Fachkräfte"
Unterstützung kündigte bereits der Tiroler Möbelhandel an. Er will die vom Jobabbau betroffenen Mitarbeiter "im Rahmen seiner Möglichkeiten" übernehmen. Stefan Föger von der Wirtschaftskammer sagt: "Wir suchen immer gute Fachkräfte."
Der neue Kika/Leiner-Eigentümer Signa fährt einen harten Sanierungskurs: 1100 der 5100 Jobs gehen verloren. Leiner in Innsbruck und Wr. Neustadt, Kika in Vösendorf und Spittal/Drau sperren zu.
Kika/Leiner schließt vier Filialen. Der Skandal um Mutter Steinhoff gibt Sanierer Gunnar George den Persilschein für die Auslese. Die Fehler der Firma sind aber viel älter.
Der Tiroler Investor René Benko lässt nicht viel Zeit verstreichen: Einen Monat nach dem Kauf von Kika/Leiner tauscht er mehrere Vorstände und Aufsichtsräte aus.