Streik in Werften in Pula und Rijeka nährt Pleitegerüchte

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Rund 4.500 Beschäftigte in der Uljanik-Werftengruppe streiken wegen ausgebliebener Lohnzahlungen. Es gibt Spekulationen über den drohenden Konkurs des größten Schiffsbauers Kroatiens.

Im größten kroatischen Schiffsbauunternehmen, der Uljanik-Gruppe, wird gestreikt. Rund 4.500 Beschäftigten in den Werften in Pula und in Rijeka sind am Mittwoch in den Streik getreten, nachdem sich die Lohnauszahlung für Juli verzögert hat. Die Löhne hätten bis 15. August ausbezahlt werden sollen, die Unternehmensführung konnte allerdings bisher kein Geld auftreiben, berichteten kroatische Medien.

In Pula haben sich die Streikenden zu einem Protest vor der Werft versammelt, berichteten die Medien. Sie machen den Vorstand für den schlechten Zustand des Unternehmens verantwortlich und fordern seinen Rücktritt. Der Streik in den beiden Werften soll so lange fortgesetzt werden, bis die ausständigen Löhne ausgezahlt sind. Die Beschäftigten verlangen auch konkrete Hilfsmaßnahmen von der Regierung, um den Schiffsbau in Kroatien zu erhalten.

Die Uljanik-Gruppe leidet seit Jahren unter finanziellen Schwierigkeiten, nun wird über einen drohenden Konkurs spekuliert. Der Mutterkonzern gehört zur Hälfte den Arbeitern, den Rest halten Investoren. Die Finanzprobleme nahmen zu, nachdem die Werft "Uljanik" im Jahr 2013 die Werft "3. Maj" in Rijeka übernommen hatte, obwohl "Uljanik" selbst sanierungsbedürftig war. Heute hat der Schiffsbauer nicht nur Probleme, Geld für die Löhne bereitzustellen, sonder auch für das Material, um die bestehenden Aufträge auszuführen, berichteten die Medien.

Obwohl Kroatien seine Werften vor dem EU-Beitritt im Jahr 2013 privatisieren musste, hat sich die Regierung nun in die Suche nach einer Lösung für das aktuelle Lohnproblem eingeschaltet. Ihr seien jedoch wegen der Regeln für staatliche Beihilfen die Hände gebunden, wird betont.

Bereits im Jänner sicherte die Regierung staatliche Garantien in der Höhe von 96 Millionen Euro für ein Kredit für die Werft "Uljanik" in Pula zu. Zu den Auflagen für die Beihilfe gehörte ein Restrukturierungsplan für die Werft, der im Juli an die EU-Kommission geschickt wurde. Mit einer Antwort aus Brüssel wird für September gerechnet. Der Sanierungsplan sieht unter anderen einen strategischen Partner vor, im Frühjahr wurde dafür das kroatische Unternehmen Kermas Energija gewonnen, das dem Unternehmer Danko Koncar gehört.

Das Ausmaß der Probleme in der Uljanik-Gruppe wird in Kroatien mit der Agrokor-Krise vergleichen. Uljanik hat laut Medienberichten bisher rund 900 Millionen US-Dollar (aktuell 782,5 Millionen  Euro) an staatlichen Garantien bekommen, die vor allem für die Restrukturierung der Werft in Rijeka verbraucht wurden. Der Kollaps des Schiffsbauers könnte eine soziale Bombe in der Küstenregion auslösen - in den beiden Werften und Zulieferbetrieben sind insgesamt 10.000 Arbeitsplätze gefährdet.

(APA)

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