Die Post wird zur Bank

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Seit einem Jahr sucht die Post nach einem neuen Bank-Partner. Sie hat ihn nun in Deutschland gefunden. Allerdings gründen die beiden zusammen ein neues Finanzinstitut.

Wien. Dass die Post einen neuen Bank-Partner braucht, war spätestens seit dem Börsegang der Bawag im Herbst des Vorjahres klar. Damals gab das Finanzinstitut bekannt, dass es den langjährigen Kooperationsvertrag mit der Post kündigen werde. Die Beziehung zwischen den beiden Unternehmen war schon seit Längerem nicht mehr die Besten gewesen. Nach einer vereinbarten Verkürzung der Kündigungsfrist wird man per Ende 2019 getrennte Wege gehen.

Daher war die Post seit gut einem Jahr auf der Suche nach einem neuen Partner. Und nach einigen Rückschlägen – die geplante Kooperation mit der Volksbank wurde von Teilen des Volksbanken-Sektors abgelehnt – ist sie nun in Deutschland fündig geworden. Wie das Unternehmen am Montagabend bekannt gab, wird es künftig mit der deutschen Fintech Group zusammenarbeiten. Allerdings wird die Post dabei nicht mehr nur ihre Filialen an den Partner quasi „vermieten“, wie das bei der Bawag noch das Modell war. Sie wird zusammen mit dem deutschen Partner ein eigenes Bank-Joint-Venture gründen – sozusagen eine „Postbank“.

Name steht noch nicht fest

Dieser Name wird es aufgrund der Markenrechtsthematik (in Deutschland gibt es ja bereits ein Finanzinstitut mit diesem Namen) allerdings sicherlich nicht werden, sagt dazu Post-Sprecher Michael Homola. Wie das neue Institut heißen wird, werde sich erst in den kommenden Monaten entscheiden. Es wird auch keiner der bisher von der Fintech Group verwendete Markenname (beispielsweise Flatex für den Onlinebroker) sein. Klar ist allerdings, dass die Angebote des Joint-Ventures künftig in allen rund 420 eigenbetriebenen Filialen sowie bei den etwa 1350 Post-Partnern angeboten werden.

Das neue Finanzinstitut soll dabei vorerst einmal Zahlungsverkehrsangebote wie Girokonten oder Kreditkarten im Talon haben. Mittelfristig soll es den Kunden aber auch Kredite anbieten. Die Bank-Mitarbeiter werden dabei – anders als bisher bei der Kooperation mit der Bawag – ausschließlich von der Post gestellt.

300 eigene Finanzberater würde die Post ohnehin aus der aufgelassenen Kooperation mit der Bawag künftig haben, so Post-Sprecher Homola. Ob darüber hinaus noch Bankmitarbeiter aufgenommen werden müssen, werde man erst sehen.

Einen starken Fokus werde das neue Finanzinstitut zudem auch auf das Thema Online-Geschäft haben, ist das schließlich das bisherige Geschäftsmodell der Fintech-Group, die laut eigenen Angaben in Österreich bereits 30.000 Kunden (meist Online-Brokerage) hat. Durch die physische Kooperation mit der Post sollen die österreichischen Kunden nun „die Vorteile aus beiden Welten erhalten“, heißt es. Die IT wird dabei vollständig von der Fintech Group übernommen. Dafür wird das neue Joint-Venture im Rahmen eines Zehn-Jahres-Vertrages auch zehn Millionen Euro pro Jahr an den deutschen Teileigentümer zahlen.

Post investiert 135 Mio. Euro

Um das Joint-Venture zum Leben zu erwecken, investiert die Post auch eine ordentliche Stange Geld. So soll das neue Institut mit 200 Mio. Euro Eigenkapital ausgestattet werden – die Hälfte davon kommt von der Post. Darüber hinaus wird sich der gelbe Riese auch mit sieben Prozent an der Fintech Group beteiligen. Das Ganze soll im Rahmen einer Kapitalerhöhung im Ausmaß von 35 Mio. Euro erfolgen. In Summe investiert die Post in die neue Bankkooperation also einen Betrag von 135 Mio. Euro.

Bis die neue Kooperation operativ tätig werden kann, dürfte allerdings noch gut ein Jahr vergehen. Zuerst einmal müsse die Banklizenz beantragt und in der Folge das neue Joint-Venture aufgebaut werden. In ersten ausgewählten Filialen sollen die neuen Bank-Dienstleistungen bereits im Herbst des kommenden Jahres verfügbar werden. Großflächig in ganz Österreich angeboten werden sollen sie allerdings erst Anfang 2020 – am zeitlichen Ablauf der Scheidung zwischen Post und Bawag wird sich also nichts ändern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2018)

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