Rekordsommer verdirbt Reiseveranstalter Thomas Cook das Geschäft

Die Presse / Clemens Fabry
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In den wichtigen Sommermonaten blieben die Urlauber lieber zu Hause, als mit Thomas Cook zu verreisen. Der revidiert nun sein Jahresergebnis - und lässt den Finanzvorstand nach nicht einmal einem Jahr gehen. Mit der Aktie ging es Montagfrüh bergab.

Es gibt Monate, die bestimmen bei Reiseveranstaltern zu einem guten Teil, ob ein Jahr gut oder schlecht zu Ende geht. Juni, Juli, August - also die Sommersaison - geben den nötigen Schwung, um im Herbst eine schöne Bilanz vorzulegen.

Doch der heiße Sommer machte dem britischen Reiseveranstalter Thomas Cook dieses Jahr einen Strich durch die erprobte Rechnung. Wegen des heißen Wetters in Mitteleuropa musste dieser am Montag zurückrudern: Das im September endende Bilanzjahr werde heuer nicht die bisher erwarteten und angekündigten Zuwächse, sondern ganz im Gegenteil einen Gewinnrückgang bringen.

Viele Kunden hätten ihren Urlaub ins Inland verschoben und im Juni und Juli den Sonnenschein zu Hause genossen, sagte Konzernchef Peter Fankhauser. "Unsere jüngste Handelsentwicklung ist eindeutig enttäuschend." Auch die anschließenden Rabattaktionen, also der Preiskampf, der zwischen den nervösen Reiseveranstaltern im August und September entbrannt war, hätten Thomas Cook zu schaffen gemacht.

Gewinnerwartung wird zusammengestrichen

Der Konzern peilt nun für das Geschäftsjahr 2017/18 einen Rückgang des operativen Gewinns (Ebit) auf rund 280 Millionen Pfund (umgerechnet 313,2 Millionen Euro) an, statt wie bisher 323 bis 355 Millionen Pfund. Im Vorjahr hatte der Konzern ein Ebit von 330 Millionen Pfund ausgewiesen.

Thomas Cook verdient sein Geld hauptsächlich in den Sommermonaten, wenn Urlauber aus üblicherweise kälteren Ländern wie Großbritannien, Deutschland und Skandinavien in die Sonne von Spanien, Griechenland oder die Türkei reisen wollen. Schon vor knapp zwei Monaten hatte der britische Veranstalter ähnlich wie Marktführer Tui seine Gewinnerwartungen angesichts der Geschäftsentwicklung etwas gedämpft. Nun lief es bei Thomas Cook offenbar aber noch schlechter als gedacht.

Finanzvorstand geht nach elf Monaten

Thomas Cook teilte am Montag auch mit, dass Finanzvorstand Bill Scott nach nur elf Monaten im Amt zum 30. November zurücktreten werde. Den Posten kommissarisch übernehmen werde Sten Daugaard, der derzeit Vorstandsmitglied der Thomas Cook GmbH Deutschland ist. Daugaard war unter anderem beim Kleincomputer-Hersteller Kontron und beim Schmuckkonzern Pandora beschäftigt.

Die Aktionäre reagierten auf die doppelte Negativmeldung Montagfrüh prompt: Die Thomas-Cook-Aktie, die an der Londoner Börse notiert, hatte am Freitag bei 78 Pence geschlossen und lag Montagvormittag nur mehr bei 60 Pence. 

(loan/ag.)

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