Novartis streicht in der Schweiz jede sechste Stelle

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Der Schweizer Pharmakonzern Novartis macht mit der Straffung seiner Produktionskapazitäten ernst.

Der Pharmakonzern Novartis streicht wegen sinkender Erträge im Medikamentengeschäft in der Schweiz und in Großbritannien mehr als 2500 Stellen. Im Heimatmarkt Schweiz werden über die nächsten vier Jahre bis zu 2150 Arbeitsplätze - und damit fast jede sechste Stelle - wegfallen, wie Novartis-Chef Vasant Narasimhan am Dienstag bekannt gab. Am britischen Grimsby sollen rund 400 Jobs verloren gehen. Der Stellenabbau sei Teil eines laufenden Prozesses, erklärte der seit Februar an der Konzernspitze stehende Manager.

Novartis hat im Rahmen des 2016 aufgelegten Sparprogramms bereits in den USA, Japan und anderen Ländern Jobs abgebaut. Um rentabler zu werden, will der weltgrößte Hersteller von verschreibungspflichtigen Medikamenten bis 2020 die Kosten um eine Milliarde Dollar senken. Das Angebot von Novartis entwickle sich von hochvolumigen Medikamenten hin zu spezialisierten, auf Patienten abgestimmte Arzneien, erklärte Narasimhan. "Wir müssen jetzt unser Produktionsnetzwerk weiter anpassen, damit es dem sich ändernden Portfolio besser entspricht." Über mögliche künftige Stellenstreichungen würde informiert, sobald es angebracht sei, sagte der Amerikaner. Novartis werde unter Berücksichtigung der angekündigten Ausgliederung der Augenheilsparte Alcon 2022 weltweit weniger als 100.000 Mitarbeiter beschäftigen. Aktuell sind es rund 125.000.

Novartis-Präsident Jörg Reinhardt hatte jüngst eine Straffung der globalen Produktion signalisiert. Im Laufe der Jahre seien Überkapazitäten aufgebaut worden, hatte er in einem Zeitungsinterview erklärt. Auch Erzrivale Roche greift wegen der Konkurrenz für seine milliardenschweren Verkaufsschlager zum Rotstift.

An der Börse kletterten die Novartis-Aktien um 0,8 Prozent. Sie gehörten damit zu den stärksten Schweizer Bluechips. Die nun angekündigten Maßnahmen dürften nicht die Letzten sein, erklärte UBS-Analyst Michael Leuchten. Das Bestreben des Unternehmens, im Pharmageschäft eine Betriebsgewinnmarge (Ebit) im mittleren 30er-Bereich zu erreichen, erfordere Schritte zur Steigerung der Rentabilität. Im vergangenen Jahr betrug die Ebit-Marge des größten Geschäftsbereichs 31,3 Prozent.

Vier Standorte betroffen

Narasimhan erneuerte das Bekenntnis von Novartis zum Standort Schweiz, wo der Konzern seine Wurzeln habe. Auch nach dem Job-Abbau würden in dem Land rund zehn Prozent der Belegschaft und die größte Forschungseinheit angesiedelt sein. Zudem investiert der Konzern in die Produktion moderner Arzneien wie etwa die Zelltherapie. Netto werden Novartis zufolge in der Schweiz bis 2022 etwa 1700 Jobs wegfallen. Am stärksten betroffen ist der Konzernsitz in Basel mit etwa 1000 Stellenstreichungen. Aber auch die Standorte Schweizerhalle, Stein und Locarno verlieren Mitarbeiter.

(APA/awp/sda)

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