Amazon Go hat echten Rivalen in Japan, dessen Aktien abheben

(c) Bloomberg
  • Drucken

Ein kleines japanisches Unternehmen beeindruckt die Investoren. An einem Bahnhof in Tokio gibt es einen kassenlosen Testladen. Das Unternehmen Signpost sieht sich vor Amazon.

Amazon setzt darauf, dass die Läden der Zukunft keine Angestellten oder Kassen mehr haben werden. Ein Unternehmen in Japan glaubt, dass es dieses Ziel zuerst erreichen wird. Signpost, die rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, hat ihre Technologie bereits in einem Kiosk auf dem Bahnsteig eines Bahnhofs in Tokio eingesetzt. Es ist ein ideales Testgelände: ein kleiner Raum, nicht größer als ein Schlafzimmer mit festen Ein- und Ausgangspunkten, und Pendler in Eile.

Die Aktien von Signpost, die bis Ende dieses Jahres eine Produkt-Vereinbarung mit einer großen Einzelhandelskette vorlegen will, kletterten am Donnerstag um 9,3 Prozent auf 5.460 Yen, ein Rekord seit dem Börsengang des Unternehmens vor einem Jahr.

Kameras und Software für künstliche Intelligenz verfolgen Waren und Einkäufe. Gründer Yasushi Kambara nennt es das "Super Wonder Register" und sagt, dass das System in jedem x-beliebigen Geschäft installiert werden kann. Die Investoren sind beeindruckt. Die Aktien von Signpost, das im letzten Jahr an die Börse ging, sind um mehr als 50 Prozent gestiegen, seit das Unternehmen Anfang Oktober das Geschäftskonzept vorstellte. Das nahtlose Einkaufserlebnis ist fast identisch mit dem bei Amazon Go, dem bargeldlosen Test-Laden des Online-Händlers am Hauptsitz in Seattle.

770.000 Euro für das Super Wonder

Es geht um einen Smarte-Läden-Markt, der laut Schätzungen von Juniper Research bis 2022 mehr als 78 Milliarden Dollar an jährlichen Transaktionen verarbeiten wird. Amazon-Chef Jeff Bezos wettet auch darauf, dass nahtloser Einkauf die Zukunft des Einzelhandels darstellt. Das E-Commerce-Unternehmen plant, bis zu 3000 Amazon Go-Filialen in den nächsten Jahren zu eröffnen. Eine Sprecherin von Amazon lehnte einen Kommentar zum neuen Geschäftskonzept von Signpost ab.

Signpost wird im nächsten Jahr mit dem Verkauf seines Produkts an Mini-Märkte, Supermärkte und Bahnhofskioske in Japan und im Ausland beginnen. Kambara sagt, es würde einen Einzelhändler etwa 100 Millionen Yen (770.000 Euro) kosten, wenn er das Super Wonder Register-System in einem Supermarkt mit einer Größe von etwa 500 Quadratmetern installiert. Er geht davon aus, dass Signpost bis Februar 2021 in Japan 30.000 Systeme installieren wird, darunter das Wonder Register, ein einfacheres Kassenterminal, das Produkte anhand von Kameras identifiziert. Einschließlich der Verkäufe im Ausland "werden wir unser Ziel übertreffen", sagte Kambara.

Tomoaki Kawasaki, ein Analyst bei Iwai Cosmo Securities Co., sagte, Signpost sei wahrscheinlich das einzige Unternehmen neben Amazon, das das entsprechende Know-how zur Verfügung stellen könne. Der Arbeitskräftemangel fördere ebenfalls die Einführung, sagte er. "Sie entwickeln diese Technologie sehr schnell", sagte Kawasaki.

Bis jetzt überzeugt Signpost Kunden wie Chiaki Chushi, die kürzlich am Akabane-Kiosk ein Getränk gekauft hat. Der Laden führt Artikel wie Reiscracker, grünen Tee in Flaschen und andere Kleinigkeiten. Mit der gleichen elektronischen Zahlungskarte, die für die Bahnfahrt verwendet wird, melden sich die Käufer beim Betreten des Geschäfts an. Am Ausgang stehen sie in einem markierten Bereich und können ihre Einkäufe vor dem Abmelden auf einem Bildschirm überprüfen. "Es lief wirklich reibungslos", sagte Chushi.

Kambara, 52, gründete sein Unternehmen vor zehn Jahren, nachdem er im Tech-Bereich von Mitsubishi UFJ Financial Group Inc. gearbeitet hatte. Das Hauptgeschäft von Signpost ist die Beratung, aber das Ziel war von Anfang an, ein kassiererloses Erfassungssystem zu entwickeln, sagte er. Nach jahrelangen Experimenten mit dem Einsetzen von Sensoren in Einkaufswagen wechselten die Ingenieure zu maschinellem Lernen, um ein Bilderkennungssystem aufzubauen.

Die Aktie von Signpost hat sich seit dem Börsengang vor einem Jahr mehr als verneunfacht und kommt auf einen Marktwert von rund 400 Millionen US-Dollar. Zwar schreibt das Super Wonder Register rote Zahlen und macht weniger als sieben Prozent vom Umsatz aus, aber es wird im nächsten Jahr profitabel sein und bis 2021 das Hauptgeschäft werden, sagte Kambara. Entscheidend wird sein, dass Einzelhändler die Vorteile der Technologie verstehen.

"Amazon wird ihre Go-Technologie nicht mit anderen teilen", sagte Kambara. "Sie werden versuchen, bestehende Einzelhandelsgeschäfte zunichte zu machen, also wollen wir den Einzelhandelsgeschäften die Waffen zur Verfügung stellen, die sie zur Abwehr benötigen."

(Bloomberg)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.