Post befürchtet einen negativen „Amazon-Effekt“

POST AG 'JAHRESERGEBNIS 2017': POeLZL
POST AG 'JAHRESERGEBNIS 2017': POeLZLAPA/HANS PUNZ
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Das Paketgeschäft der Post gerät zunehmend unter Druck. Das Unternehmen hat zu wenig Sortierkapazitäten.

Wien. 400.000 Pakete stellt die heimische Post an einem Werktag normalerweise zu. Aufgrund der bevorstehenden Adventszeit ist diese Zahl inzwischen jedoch bereits auf gut 600.000 Stück angewachsen, so Post-Chef Georg Pölzl am Donnerstag bei der Präsentation der Neunmonatszahlen. Eigentlich ein Grund zur Freude, schließlich sollen die konstanten Zuwächse im Paketsegment ja die schleichende Erosion des Briefgeschäfts wettmachen. Eine Rechnung, die bei der Post in den ersten drei Quartalen allerdings nur zum Teil aufgegangen ist.

So konnte das Unternehmen zwar neuerlich den Umsatz steigern – um 11,7 Mio. auf 1,42 Mrd. Euro. Vor allem die Pakete waren mit einem Umsatzwachstum von 11,5 Prozent auf 392,9 Mio. Euro hierbei maßgeblich verantwortlich. Allerdings konnte diese Umsatzsteigerung nicht in den Gewinn überführt werden. Ganz im Gegenteil: Beim Paketgeschäft musste die Post im Zeitraum bis Ende September sogar ein Minus des Betriebsergebnisses (Ebit) im Ausmaß von 2,3 Mio. Euro hinnehmen. Nur dank eines positiven Beitrags aus dem Geschäft mit Firmenkunden konnte der Betriebsgewinn in Summe leicht um 1,5 Prozent auf 141,9 Mio. Euro gesteigert werden.

Paketkosten sind gestiegen

Mehr Umsatz und dennoch weniger Gewinn? Ist das schon eine Folge des verschärften Wettbewerbs durch die Amazon-Eigenzustellung in Wien? Post-Chef Pölzl winkt auf diese Frage ab. Der Grund seien nicht niedrigere Preise, sondern höhere Kosten bei der Post selbst. „Wir haben zu wenig Sortierkapazitäten. Das führt dazu, dass wir jenseits des betriebswirtschaftlichen Optimums arbeiten.“ Neue Investitionen in Verteilzentren und automatisierte Sortieranlagen sollen diesen Flaschenhals beseitigen und die Kosten, die etwa durch Überstunden entstehen, wieder reduzieren.

Dennoch gibt sich Pölzl keinen Illusionen hin, dass die per Anfang Oktober gestartete Eigenzustellung des größten Post-Kunden auf sein Unternehmen Auswirkungen haben wird. So werde das Wachstum im Paketbereich durch den „Amazon-Effekt“ in den einstelligen Bereich fallen – ähnlich wie das 2015 beim Markteintritt von DHL gewesen sei. Der Onlinehändler werde allerdings weiterhin der größte Kunde der Post bleiben. Zudem verweist Pölzl darauf, dass die Post mit 58 Prozent bei der Paketzustellung an Endkunden und sogar über 90 Prozent bei den Retouren nach wie vor unangefochtener Marktführer sei.

Keine näheren Details wollte Pölzl zu der im September publik gemachten Kooperation mit der deutschen Fintech-Gruppe nennen. Wie berichtet, soll mithilfe der Onlinebank die Nachfolgelösung für die Finanzdienstleistungen nach der Scheidung von der Bawag per Ende 2019 geschaffen werden. Derzeit sei man dabei, eine Banklizenz zu beantragen. Und dieser „komplizierte Vorgang“ werde noch dauern, so Pölzl. (jaz)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2018)

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