Airbus holt zwei Deutsche in den Vorstand

Flugzeugbauer Airbus nominierte zwei neue Vorstände: Der COO Michael Schöllhorn kommt vom Haushaltsgerätehersteller Bosch-Siemens, der CFO Dominik Asam vom Chipkonzern Infineon.

Der europäische Flugzeugbauer Airbus wirbt dem Chiphersteller Infineon den Finanzvorstand ab. Dominik Asam wechselt zum 1. April als Nachfolger von Airbus-Finanzchef Harald Wilhelm nach Toulouse, wie beide Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Mit Michael Schöllhorn zieht ein zweiter Deutscher in das Führungsgremium von Airbus ein.

Schöllhorn kommt vom Kühlschrank- und Waschmaschinen-Hersteller Bosch Siemens Hausgeräte (BSH) und soll als COO das Tagesgeschäft der wichtigen Verkehrsflugzeug-Sparte von Airbus leiten. Airbus achtet trotz des schwindenden Einflusses von Deutschland und Frankreich auf eine nationale Balance in den Führungsetagen. Geführt wird der Konzern von April an vom Franzosen Guillaume Faury, der die Nachfolge von Tom Enders antritt.

"Asam gehört zu den angesehensten Finanzvorständen der Dax-30-Unternehmen", sagte Enders. Der Maschinenbau-Ingenieur hatte seine Karriere als Investmentbanker bei Goldman Sachs begonnen. Der Münchner hatte auch an der Pariser Elite-Hochschule Insead studiert. Seit 2011 ist der 49-Jährige Finanzvorstand von Infineon, wo er von 2003 bis 2005 als Investor-Relations-Chef gearbeitet hatte. Zwischendurch leitete er die Finanzsparte von Siemens, Siemens Financial Services. Der Aufsichtsrat von Infineon lasse ihn "mit außerordentlich großem Bedauern" ziehen, hieß es in einer Mitteilung des Halbleiter-Konzerns.

Sein Vorgänger bei Airbus hatte schon im Mai angekündigt, er wolle den Konzern zusammen mit Enders zur Hauptversammlung am 10. April verlassen. Wilhelm hatte sich in der Affäre um den Einsatz von Mittelsmännern beim Verkauf von Flugzeugen zwar als Aufklärer profiliert und die umstrittene jahrzehntelange Praxis vor vier Jahren gestoppt. Dennoch gilt sein Abschied laut Insidern als Signal von Airbus an die Justizbehörden für einen Neuanfang auf der Führungsebene.

Der künftige Chief Operating Officer Schöllhorn (53) folgt auf ein Urgestein von Airbus. Der Schotte Tom Williams hat sich vom Lehrling bis in die oberste Führungsebene nach oben gearbeitet und galt als inoffizieller Großbritannien-Botschafter des Konzerns. Der 66-Jährige geht zum Jahresende in den Ruhestand. Schöllhorn, wie Asam ein Maschinenbau-Ingenieur, arbeitet seit 1999 für Bosch, seit 2015 ist er COO von BSH. Er muss sich bei Airbus zunächst um die operativen Probleme beim Flugzeugbau kümmern, deretwegen die Fluggesellschaften zuletzt länger auf neue Maschinen warten mussten.

Das Gleichgewicht zwischen Deutschland und Frankreich hatte sich mit der Berufung von Guillaume Faury zuletzt zugunsten der Franzosen geneigt. Ein weiterer Deutscher steht mit Dirk Hoke an der Spitze der Rüstungs- und Raumfahrt-Sparte.

Offen ist, wer künftig dem Verwaltungsrat vorsitzt, formal das oberste Entscheidungsgremium von Airbus. Denis Ranque ist noch bis 2020 gewählt. Aus der deutschen Politik waren kürzlich Rufe nach einem vorzeitigen Wechsel auch auf dieser Position laut geworden. Als möglicher Nachfolger Ranques wird der frühere Telekom-Chef Rene Obermann gehandelt, der dem Gremium seit April angehört. Deutschland und Frankreich halten jeweils elf Prozent an Airbus.

(Reuters)

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