VW-Finanzsparte peilt trotz Diesel-Krise Rekordgewinn an

Die Finanzierungs- und Leasingtochter von Volkswagen hat dank anziehender Geschäfte in mehreren Ländern besser abgeschnitten als erwartet.

"Wir werden über Vorjahr abschließen", sagte der Finanzvorstand der  Finanzierungs- und Leasingtochter von Volkswagen, Frank Fiedler,  am Dienstagabend in Hannover. "Da kommt schon nochmal ein deutlicher Schlag drauf." Gründe seien wiedererstarkte Märkte in Europa, Russland und Brasilien. Zudem seien anfangs befürchtete Belastungen durch die Umstellung auf die schärferen Abgasmessregeln WLTP weitgehend ausgeblieben. Im August hatte die VW-Tochter Erwartungen an weiteres Wachstum im Geschäft mit Autofinanzierungen und Leasingverträgen wegen Verzögerungen bei der Zertifizierung neuer Modelle gedämpft und war von einem Betriebsgewinn auf Vorjahreshöhe von 2,46 Milliarden Euro ausgegangen.

Auch der Wertverfall von Dieselautos macht Volkswagen weniger zu schaffen als gedacht. Von dem zunächst auf rund 100 Millionen Euro geschätzten Risiko waren im vorigen Jahr 50 Millionen Euro auf Leasingverträge abgeschrieben worden. Die für 2018 vorgesehenen zweiten 50 Millionen Euro wurden nicht gebraucht.

Bis 2025 nimmt sich der Absatzfinanzierer mit Sitz in Braunschweig jährliche Einsparungen von 850 Millionen Euro vor. Davon seien bereits 600 Millionen Euro mit konkreten Maßnahmen unterlegt, erläuterte Fiedler. Erreicht werden soll dies durch die Digitalisierung des Unternehmens, eine stärkere Standardisierung der IT und eine höhere Produktivität. Die Zahl der Neuverträge soll bei gleichbleibender Belegschaft von derzeit 20 Millionen auf 30 Millionen gesteigert werden. Nach Finanzierungen sollen demnächst auch Leasingverträge online abgeschlossen werden können.

Zugleich investiert VW Financial Services weiter kräftig in das Geschäft mit elektronischen Helfern, die Autofahrern das Parken, Tanken und Aufladen ihrer Elektroautos erleichtern und digitales Bezahlen ermöglichen. Mittels Chip oder elektronischer Karte können Nutzer Parkplätze in Städten oder im Parkhaus buchen und bezahlen. Aktuell wickelt das Unternehmen nach eigenen Angaben weltweit 80 Millionen Parktransaktionen im Jahr ab. Bis 2021 will VW mit rund 300 Millionen Transaktionen in 17 europäischen Ländern, den USA und Kanada führender Anbieter in der Bewirtschaftung von Parkflächen sein. Um das zu erreichen, sollen 80 Millionen Euro investiert werden.

In Deutschland hat VW bereits Verträge mit 156 Städten für die Parkraumbewirtschaftung. Auch das Aufladen von E-Autos, Tankrechnungen und die Lkw-Maut können über solche Systeme bezahlt werden. Einen Schub erwarten die VW-Strategen im Geschäft mit elektronischen Dienstleistungen, wenn mit dem Wechsel in die Elektromobilität Mobilitätsdienste gefragt sind. Volkswagen investiert in den nächsten fünf Jahren knapp 44 Milliarden Euro, um zu einem führenden Anbieter von Elektromobilität zu werden.

(Reuters)

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