Die Aufsichtsratssitzung der Post endete mit einer Überraschung: Der für das Filialgeschäft zuständige Post-Vorstand Hitziger scheidet aus. Der Vorstand wird auf drei Personen verkleinert.
Die teilstaatliche Post zieht Konsequenzen aus dem geplatzten Debakel mit der deutschen Fintech-Group: In einer stundenlangen Sondersitzung hat der Aufsichtsrat beschlossen, dass der Vorstand von vier auf drei Personen verkleinert wird. Damit einhergehend gibt es auch eine Neuverteilung der Vorstandsagenden. Brisant ist, dass der für die Filialen zuständige Vorstand Walter Hitziger per Jahresende ausscheidet. Mit ihm hat der Aufsichtsrat eine einvernehmliche Auflösung des Vorstandsmandats vereinbart.Hitziger ist nicht nur für die Filialen, sondern im Konzern auch für die Finanzdienstleistungen verantwortlich. Und gerade in diesem Bereich lief es für die Post zuletzt nicht nach Plan.
Der Aufsichtsrat erklärte das Filialnetz und die Finanzdienstleistungen zur Chefsache. Für diesen Bereich wird ab Anfang 2019 Post-Chef Georg Pölzl zuständig sein. Derzeit arbeitet die Post im Bankbereich noch mit der Bawag zusammen. Doch die Bawag hatte im Rahmen ihres Börsengangs im Vorjahr erklärte, die seit Langem bestehende Kooperation mit der Post auflösen zu wollen. In jüngster Zeit soll die Chemie zwischen den beiden Unternehmen nicht mehr gestimmt haben.
Nachdem die geplante Lösung mit den Volksbanken jedoch am Widerstand innerhalb der Bank gescheitert war und ausländische Interessenten zu wenig Lust auf den übersättigten heimischen Bankenmarkt gehabt hatten, suchte die Post ihr Heil in der Kooperation mit der Fintech Group. Das auf Netbanking spezialisierte Unternehmen sollte den technologischen und banktechnischen Hintergrund für das gemeinsame Joint Venture liefern, die Post das Filialsystem. Die Zusammenarbeit mit der Fintech Group wurde erst Mitte September bekannt gegeben.
Noch Mitte November erklärte Post-Chef Georg Pölzl, dass es sich zwar um einen mühsamen Prozess handle, Scheitern für ihn aber keine Option sei. Weniger als zwei Wochen später musste die Post jedoch bekannt geben, dass sie eben doch gescheitert war.
Über die Gründe darüber war eigentlich Stillschweigen vereinbart worden, dennoch meldeten sich in der Folge Firmenvertreter zu Wort. Laut Fintech hätte sich die Erteilung der heimischen Bankkonzession verzögert, und die Österreicher hätten einen Start mit der deutschen Konzession von Fintech abgelehnt.
Eine Darstellung, die bei der Post scharf zurückgewiesen wird. Vielmehr soll die Überweisung der ersten Tranche der Kapitaleinlage für das Joint Venture in Höhe von 50 Mio. Euro durch Fintech ausgeblieben sein.
Zweifacher Schaden
Der Deal ist jedenfalls geplatzt, und die Post hat einen zweifachen Schaden. So muss sie neuerlich – unter noch größerem Druck – einen Bankpartner finden. Denn die Kooperation mit der Bawag wird in jedem Fall per Ende 2019 eingestellt werden. Will die Post weiterhin erfolgreich Finanzdienstleistungen anbieten, darf sich da wohl keine zu große Lücke auftun. Darüber hinaus könnte das teilstaatliche Unternehmen bei der ganzen Sache auch einen zweistelligen Millionenbetrag verlieren.
Denn Teil der Vereinbarung war, dass die Post sich per Kapitalerhöhung mit 35 Mio. Euro an der Fintech Group beteiligt. Diese Aktien sind für die Post nun ein sinnloses Investment geworden. Und nicht nur das: Da die Papiere bei einem Kurs von 28,50 Euro gezeichnet wurden, der Kurs inzwischen aber auf rund 16,50 Euro gefallen ist, hat die Post auch einen Buchverlust von fast 15 Mio. Euro erlitten.
Der Aufsichtsrat beschloss weiters, dass der zukünftige Generaldirektor-Stellvertreter Walter Oblin zusätzlich zu seinen bisherigen Agenden die Geschäftsfeldverantwortung für die Division Brief und Werbepost und die dazugehörigen Beteiligung übernimmt.
Vorstand Peter Umundum übernimmt neben der Division Paket & Logistik auch die Verantwortung für die Produktion beider Sparten Brief und Paket.
(jaz/höll)