RHI Magnesita macht das Bergwerk digital

RHI-Magnesita-Boss Stefan Borges.
RHI-Magnesita-Boss Stefan Borges.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Konzern will die Kosten um bis zu 20 Prozent senken und sucht Fachkräfte für neue Berufsfelder.

Wien. Old Economy und Digitalisierung? Wie geht das zusammen? Die Antwort von RHI-Magnesita-Boss Stefan Borges lautet „sehr gut“ und dass der Schritt zu mehr Automatisierung unumgänglich sei, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Ein Jahr nach dem Zusammenschluss der österreichischen RHI und der brasilianischen Magnesita zur RHI Magnesita hat der Weltmarktführer für Feuerfestprodukte die größten Fusionsbrocken abgearbeitet und konzentriert sich voll auf die Zukunft.

Ein Schwerpunkt ist eben die Digitalisierung, die in allen 35 Fabriken weltweit implementiert wird. „Geübt“ wird dazu in Österreich, in Radenthein, wo der Konzern eine große Fabrik unterhält, wo Rohmagnesit zu jenen bis zu 2500 Grad feuerfesten Auskleidungssteinen verarbeitet wird, die in Öfen der Stahl-, Zement-, Glas- und Nichteisenmetallindustrie gebraucht werden.

„Alle Produktionsabläufe werden digital vernetzt und noch stärker automatisiert, womit wir die Kosten um zehn bis 20 Prozent senken wollen“, sagte Borges am Dienstag im Klub der Wirtschaftsjournalisten. Die zweite Stoßrichtung: Die gesamte Produktions- und Wertschöpfungskette vom Bergwerk bis zum Kunden – und von dort zum Abfall – soll mittels durchgehender Datenkette nachverfolgbar werden. Damit könnten die Qualität der Produkte und die Lebensdauer erhöht werden.

Neue Berufsfelder

Dass die Digitalisierung einen Jobabbau im Ausmaß der Kostensenkung bringen wird, glaubt Borges nicht. „Wir bauen im Zuge der Fusion zwar 1100 Jobs ab, nehmen aber mehr Mitarbeiter auf, allerdings in neuen Berufsfeldern“, sagte Borges. Der Konzern hat 14.000 Mitarbeiter, davon 2000 in Österreich. Faktum sei, dass größere Werke profitierten, während kleineren die Schließung drohe. In Österreich, wo die RHI Magnesita sieben Standorte unterhält, dürfte es das Werk in Trieben erwischen.

Parallel zum Merger, der ab 2020 Synergieeffekte von 110 Mio. Euro bringen soll, wird die neue Strategie umgesetzt. Dazu zählen neben der Digitalisierung der Ausbau der Serviceleistungen und die Erhöhung der Eigenversorgung mit Magnesit und Dolomit, die derzeit bei 50 bis 70 Prozent liegt. Dadurch konnte die Steigerung der Rohstoffpreise um rund 200 Prozent in China abgefangen werden.

In China nimmt der Konzern nun eine von Magnesita vor Jahren stillgelegte Dolomitmine und das dazugehörende Werk wieder in Betrieb. Wurde bisher in China vor allem für den Export produziert, soll künftig der chinesische Markt beliefert werden. China spielt auch in der Umweltthematik eine große Rolle. Zum einen ist die Explosion der Rohstoffkosten der Schließung von „Dreckschleudern“ geschuldet. Zum anderen fürchtet Borges ein Abwandern europäischer Unternehmen an „schmutzigere Standorte“ etwa in China, Indien und Russland und damit einen CO2-Export, wenn die EU das bei der Feuerfestproduktion (Umwandlung von Magnesiumkarbonat in Magnesiumoxid) entstehende CO2 auch belastet. Damit würde sich die globale CO2-Belastung weiter erhöhen. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2018)

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