Die EZB stellt die Banca Carige unter Zwangsverwaltung. Misswirtschaft hat eines der ältesten Geldhäuser der Welt an den Rand des Ruins getrieben. Flammt Italiens Bankenkrise auf?
Wien. Schweren Herzens trennte sich die Banca Carige im Herbst 2017 von ihrem Standort in Mailand. Schon damals ging es dem traditionsreichen ligurischen Institut so schlecht, dass es alles zu Geld machen musste, was nicht unmittelbar dem Geschäft diente. Das Gebäude im Schatten des Mailänder Domes brachte immerhin 107 Mio. Euro in die leere Kassa. Nun ist das gesamte Geldhaus an der Börse weniger wert als diese einzelne Immobilie: 78 Mio. Euro. Oder pro Aktie: 0,13 Cent, also fast nichts. Am Mittwoch wurde der Handel ausgesetzt, kurz nach der Ankündigung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die zehntgrößte Bank Italiens unter ihr Kuratel stellt. Die Zwangsverwalter suchen fieberhaft nach einem Ausweg, um den Ruin abzuwenden.
Damit taucht auch das Gespenst einer Bankenkrise in Italien von Neuem auf. Erstmals greift die EZB als Aufseher direkt in die Führung eines dortigen Instituts ein (die Möglichkeit dazu besteht seit 2014). Es geht auch um die Glaubwürdigkeit des europäischen Regelwerks, das eine Abwicklung ohne Mittel der Steuerzahler ermöglichen soll – anders als bei Monte dei Paschi di Siena, die vom Staat aufgefangen wurde. Öffentliche Mittel flossen auch bei zwei Regionalbanken im Veneto, für die das neue neue Abwicklungsregime schon hätte gelten sollen.