Mastercard zahlt 571 Millionen Euro Strafe für zu hohe Gebühren

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Mastercard hat jahrelang zu hohe Kosten für Kreditkartengeschäfte erhoben. Die EU-Wettbewerbshüter verhängen nun eine saftige Geldstrafe.

Der Kreditkartenanbieter Mastercard muss 571 Millionen Euro Kartellbuße zahlen, weil er von Händlern in der EU zu hohe Gebühren verlangt hat. "Die Regelungen von Mastercard haben Händler daran gehindert, bessere Konditionen von Banken in anderen Mitgliedstaaten in Anspruch zu nehmen", erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager am Dienstag. Die Höhe der Interbanken-Entgelte, die die Bank des Karteninhabers der Bank des Händlers beim Kauf mit Kreditkarte in Rechnung stellt, richtete sich auf Betreiben von Mastercard bis 2015 nach dem Sitz des jeweiligen Händlers. Die Höhe der Entgelte unterschied sich aber von Land zu Land erheblich, bis die EU vor vier Jahren Obergrenzen für diese Gebühren einführte.

Die Vorgaben von Mastercard widersprachen nach Ansicht der Wettbewerbshüter den Vorschriften für den EU-Binnenmarkt. "So wurden die Kosten für Kartenzahlungen künstlich in die Höhe getrieben - zum Nachteil der Verbraucher und der Einzelhändler in der EU", sagte Vestager. Die Händler wälzen die Interbanken-Entgelte über den Ladenpreis de facto auf alle Kunden ab.

Mastercard, die Nummer zwei auf dem europäischen Kreditkarten-Markt hinter Visa, die auch hinter den vor allem in Deutschland populären "Maestro"-Debitkarten steht, sprach von einer "Altlast", die man nun zu den Akten legen könne. Die kritisierte Praxis sei weniger als zwei Jahre lang angewandt worden. Mastercard müsse an seinen gegenwärtigen Geschäftspraktiken nichts ändern. Die erwartete Buße hatte der Konzern bereits im vierten Quartal zurückgestellt.

Verfahren auch gegen Visa

Die EU kämpft seit mehr als zehn Jahren gegen hohe Gebühren der Zahlungsanbieter für Kartenzahlungen. Ein zweites Verfahren gegen Mastercard und Visa läuft noch. Dabei geht es um Entgelte für Kreditkarten, die von Banken außerhalb der EU ausgegeben wurden. Für diese gelten die Obergrenzen für die Interbanken-Entgelte nicht. Darunter leiden vor allem Touristen in Europa. Um den Streit beizulegen, hatten Visa und Mastercard angeboten, die Gebühren um mindestens 40 Prozent zu senken. Für Zahlungen im Laden sollen die Gebühren auf 0,2 Prozent für Debitkarten - also etwa die in Deutschland gebräuchlichen Girokarten - und auf 0,3 Prozent für Kreditkarten gesenkt werden. Damit entsprächen sie dem Niveau, das innerhalb Europas gilt. Für Zahlungen im Internet wollen sie aber ein zusätzliches Entgelt von 1,15 Prozent bei Debitkarten erheben, bei Kreditkarten sogar von 1,5 Prozent.

Gegen die große Differenz für Offline- und Online-Gebühren wehren sich große Einzelhändler wie Lidl und Metro. "Wir können nicht verstehen, warum die Händler für ein angebliches Risiko stärker belastet werden sollen, das sich allein aus der Unfähigkeit der Kartenausgeber ergibt, angemessene Maßnahmen zur Verhinderung von Betrug zu ergreifen", hieß es in einer Stellungnahme des Verbandes EuroCommerce. 

(APA/dpa/Reuters)

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