Valsartan-Rückruf: 71.000 Hochdruckpatienten betroffen

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Doctor taking blood pressure of woman in medical practice model released Symbolfoto property release(c) imago/Westend61 (gpointstudio)
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Seit einer Woche läuft die europaweite Rückrufaktion den Blutdruck-Arzneimittels. Packungen können in Apotheken zurückgegeben werden. Die österreichischen Behörden informieren.

Seit vergangener Woche läuft europaweit eine Rückrufaktion für Blutdruck-Arzneimittel mit dem Wirkstoff Valsartan aus chinesischer Produktion wegen Verunreinigungen. In Österreich sind davon rund 40 Prozent der entsprechenden Medikamente (Mono- und Kombipräparate) betroffen. Es geht um 71.000 Patienten, sagte am Dienstag Christoph Baumgärtel vom Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (Basg).

Die Behörden haben mittlerweile das Ausmaß der Affäre näher bestimmen können. Man geht davon aus, dass in Österreich aktuell rund 500.000 Patienten in Blutdruckbehandlung sind, damit würde somit etwas mehr als ein Drittel auch mit Valsartanen behandelt werden und potenziell betroffen sein. Wir wissen aber auch, dass der Rückruf mit den eigentlich tatsächlich betroffenen Produkten (acht Hersteller von Nachfolgepräparaten/Generika, 54 betroffene Produkte von 179 zugelassenen) einen Marktanteil von 40 Prozent aller verkauften Valsartane ausmacht", hieß es vonseiten der Behörde. Insgesamt käme man auf rund 71.000 betroffene Bluthochdruckpatienten.

Umstellung auf andere Produkte

Für Ärzte und Patienten am leichtesten ist eine Umstellung auf Valsartan-Produkte des Originalherstellers Novartis, dessen Produktion in Europa stattfindet und die von den Verunreinigungen mit N-Nitrosodiemethylamin, wie dies beim chinesischen Hersteller Zhejiang Huahai Pharmaceutical erfolgte, nicht betroffen ist. Laut Baumgärtel stellt sich aber die Frage, ob Novartis für den ausfallenden Anteil am Valsartan-Markt einspringen kann.

Möglich wäre auch der Umstieg auf andere "Sartane", welche verwandte Substanzen sind bzw. auf dem gleichen Wirkmechanismus - Hemmung der Angiotensin-II-Rezeptoren - beruhen. Das wären Arzneimittel zum Beispiel mit den Wirkstoffen Losartan oder Candesartan. "Wir werden die Lage selbstverständlich weiter sorgsam monitieren", sagte Baumgärtel. Sollte es bei allen "Sartanen" zu Lieferschwierigkeiten kommen, gäbe es auch noch die Möglichkeit, in der Bluthochdruckbehandlung auf einen der vielen ACE-Hemmer umzusteigen. "Sartane" gelten als etwas nebenwirkungsärmer.

Laut dem Experten vom Basg konnte auch eine für die Kassenpatienten gute Regelung für den Umtausch bereits abgegebener Valsartan-Medikamente, die von dem Rückruf betroffen sind, erreicht werden: Die österreichischen Apotheken würden die Packungen einfach zurücknehmen, gegen ein nicht betroffenes gleichwertiges Arzneimittel austauschen und auch keine neuerliche Rezeptgebühr verlangen. In Österreich werden pro Jahr rund 2,15 Millionen Packungseinheiten von Valsartan-Arzneimittel abgegeben.

(APA)

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