"Versunkene" Dörfer im Ernstbrunner Wald entdeckt

Zwei der mittelalterlichen Siedlungen sind "so gut erhalten, dass sogar die Dorfstrukturen samt Verteidigungsanlagen und ein Herrensitz mit einer Erdhügelburg erkennbar wurden".

Rund um Enzersdorf im Thale (Stadtgemeinde Hollabrunn) im Ernstbrunner Wald sind mittels Laserscan-Luftaufnahmen fünf "versunkene" mittelalterliche Dörfer entdeckt worden. Zwei der Siedlungen sind einer Aussendung zufolge "so gut erhalten, dass sogar die Dorfstrukturen samt Verteidigungsanlagen und ein Herrensitz mit einer Erdhügelburg erkennbar wurden".

Sichtbar sei zudem, dass diese Dörfer bereits umfassende Überflutungsschutz-Systeme installiert hatten, berichteten Gerhard Hasenhündl vom Museumsverein Hollabrunn und Heimatforscher Heinz Bidner. Auch mittelalterliche Weinberge und Feld-Terrassen werden auf den Laserscan-Aufnahmen erkennbar.

Die Gebäude aus Holz und Lehm vermoderten im Laufe der Jahrzehnte ganz. Deren Steinfundamente wurden im Laufe der Jahrhunderte mit 30 bis 50 Zentimetern Humus überdeckt, wurde in der Aussendung erläutert. Nur jene Ortswüstungen, die nicht zu Feldern umfunktioniert wurden, sind vom Wald überwuchert und damit konserviert worden. Sie können heute noch identifiziert werden, was allerdings nur selten der Fall ist.

Entdeckung durch Laserscan-Luftaufnahmen ermöglicht

Möglich wurde die aktuelle Neuentdeckung von fünf Orten durch Laserscan-Luftaufnahmen, die das Land Niederösterreich in seiner Online-Kartensammlung bereithält (atlas.noe.gv.at). Sie stellen nur die Erdoberfläche dar und blenden den Pflanzenbewuchs aus. Zumal dort nach Verödung der Orte zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert nie Äcker angelegt und diese Flächen nie eingeebnet wurden, blieben die strukturellen Erhebungen erkennbar.

"Die Ortswüstungen Krales und Unter-Abtsdorf sind besonders schön und komplett erhalten", erläuterte Hasenhündl. Er hat die jüngsten Entdeckungen analysiert und das Bundesdenkmalamt informiert.

Die Ortswüstung von Unter-Abtsdorf liegt im Enzersdorfer Wald und weist einen Herrensitz mit einer Böschung-Wall-Anlage auf. Das ganze Dorf war - wie in dieser Gegend typisch - ebenfalls mit einer Wehranlage umschlossen. Nordwestlich des Ortes sind die Terrassen des einstigen Weinberges erkennbar. Das benachbarte Krales liegt im Glasweinerwald (Gemeinde Großmugl, Bezirk Korneuburg) und hatte sogar eine Erdhügelburg. Die Anlage ist der Aussendung zufolge mit steilen Gräben, einem 450 Quadratmeter großen Kernburg-Plateau und einer etwa 150 Quadratmeter großen Vorburg gut erkennbar. Geschützt war die Burg wohl zusätzlich durch Holzpalisaden.

"Das Dorf hatte 30 bis 40 Häuser und 200 bis 250 Bewohner. Das war für damalige Verhältnisse relativ viel", rekonstruierte Hasenhündl. Die Grundmauern, die aus Steinen gebaut wurden, blieben unter dem Waldboden erhalten.

(APA)

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