Der Papst, der Pinocchio die Liebe erklärte

Am 10. September 1978 – wenige Tage vor seinem Tod – nannte Papst Johannes Paul I. in einer Ansprache Gott einen Vater – „aber noch mehr ist er Mutter“.
Am 10. September 1978 – wenige Tage vor seinem Tod – nannte Papst Johannes Paul I. in einer Ansprache Gott einen Vater – „aber noch mehr ist er Mutter“.Getty Images
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Der „lächelnde“ Johannes Paul I. saß 33 Tage auf dem Heiligen Stuhl, brach mit Traditionen und wollte doch nie Papst werden. Sein jäher Tod bescherte der römisch-katholischen Kirche das Dreipäpstejahr – und der Welt bis heute Spekulationen. Rätselhaftes umgab auch seinen Vorgänger Paul VI. und Nachfolger Johannes Paul II.

In den frühen Morgenstunden des 28. September 1978 fanden zwei Nonnen Papst Johannes Paul I. reglos in seinem Bett liegen. Auf seiner Nase soll er noch seine Brille getragen haben, um ihn herum seien Papiere gelegen. Der 65-Jährige, der erst vor 33 Tagen auf den Heiligen Stuhl berufen wurde, war verstorben. Der Vatikan tat die Botschaft kund, verschwieg aber die Frauen. Der Privatsekretär des Heiligen Vaters, der irische Priester John Magee, habe den Leichnam gefunden, lautete die offizielle Version. Als Todesursache wurde ein Herzinfarkt gegen 23 Uhr nachts angegeben. Die Leichenbestatter sollten später allerdings aussagen, dass der Körper von Johannes Paul I. noch warm war, als sie ihn zurechtmachten. Etliche weitere Ungereimtheiten sollten folgen.

Die Schuhe, die das Kirchenoberhaupt getragen hatte, verschwanden. Ebenso die Brille und die Dokumente, in denen der Papst gelesen haben soll. Eine Autopsie wurde nie durchgeführt. „Eine Obduktion hätte nur eines von zwei möglichen Ergebnissen haben können: entweder Tod aus natürlicher Ursache bei einem vorher schon kranken Menschen“, schreibt der österreichische Pathologe Hans Bankl in „Viele Wege führten in die Ewigkeit“. Damit aber hätte das Konklave eingestanden, bei der Papstwahl einen Fehler gemacht zu haben. Ergebnis zwei, „ein gewaltsamer Tod, wäre noch schlimmer gewesen“, meint Bankl.

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