Die schwierige "Geburt" des Saxophons - und sein Erfinder

Denkmal von Adolphe Sax
Denkmal von Adolphe Sax (c) imago/Jochen Tack
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Als Kind lag er im Koma, wurde schwer verletzt und überlebte Vergiftungen - seinen Kampfgeist konnte das nicht mindern. Und so schuf Adolphe Sax ein Instrument, mit dem es gelingt, den "Hauch eines Echos" zu vertonen. Heute vor 125 Jahren verstarb er.

Heute wird er mit Jazz-Sessions, Sinfoniekonzerten und Opernaufführungen geehrt, Zeit seines Lebens wurde der gebürtige Belgier Adolphe Sax hingegen weit weniger Ehre zuteil. Die Rede ist vom Erfinder des Saxophons, der vor 125 Jahren am 7. Februar 1894 in Paris in ärmlichen Verhältnissen verstorben ist - und so den Siegeszug seines Instruments nicht mehr miterleben konnte.

Sax wurde im belgischen Dinant als Sohn eines Instrumentenbauers geboren. In der wallonischen Stadt lebte der Musiker und Erfinder jedoch nur kurze Zeit. Denn sein Vater zog mit der Familie wenige Monate nach seiner Geburt nach Brüssel, wo er eine Werkstatt eröffnete. Dort begann Sax am Konservatorium Musik zu studieren und half seinem Vater beim Reparieren und Tüfteln.

Koma, schwer verletzt - und vergiftet

Das Kind sei für das Leiden bestimmt, erklärte seine Mutter kurz nach seiner Geburt. Damit hatte sie nicht ganz unrecht. Sax lag als Kind nach einem Treppensturz im Koma, wurde von einem herabstürzenden Dachziegel schwer verletzt und überlebte Vergiftungen mit Blei und Kupferoxid. Trotz dieser Vorfälle entpuppte sich Sax bald als virtuoser Flötist und Klarinettist, weshalb er an beiden Instrumenten angeblich schon als 15-Jähriger herumbastelte. Er verbesserte den Klang der Bass-Klarinette durch zusätzliche Klappen und entwickelte Saxhörner, Saxtromben und Saxtuben.

Das Saxophon erfand er für Freiluftkonzerte, weil er den "erbärmlichen Ton" von Holzblasinstrumenten in tieferen Lagen verbessern wollte. Sax, der in Brüssel regelmäßig seine Erfindungen präsentierte, stellte sein glänzendes Horn dort bereits Anfang der 1840er-Jahre vor. Doch die jüngste Neuentwicklung stieß nicht auf den erhofften Erfolg. 1842 zog er schließlich nach Paris, wo er 1846 sein Saxophon patentieren ließ.

Aber auch in der französischen Musikwelt stieß der belgische Emporkömmling auf viele Neider, die ihm die Erfindung streitig machten und ihn teilweise beschuldigten, Patente gefälscht zu haben. Dabei hatte er in dem französischen Komponisten Hector Berlioz einen seiner bedeutendsten Verfechter gefunden.

Berlioz schwärmte geradezu von dem Instrument: "Einmal tief und ruhig, dann träumerisch und melancholisch, zuweilen zart, wie der Hauch eines Echos", schrieb er in einem Zeitungsartikel. Dennoch wurde das Saxophon nicht in Orchester und Opernpartituren aufgenommen. Doch Sax war kampfeslustig und gab nicht auf. So zog das Saxophon in Frankreichs Militärkapellen ein und wurde bald von Soldaten in ganz Europa gespielt.

Symbol der Moderne

Ab den 1920er-Jahren tauchte es immer öfter in Jazz-Ensembles auf und wurde zum Symbol der Moderne. Zu den ersten Musikern, die ihm zur Popularität verhalfen, gehörte Sidney Bechet. Der Musiker aus New Orleans war neben Louis Armstrong und Jelly Roll Morton einer der wichtigsten Solisten des frühen Jazz.

(APA/dpa/Red.)

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