Die Männer in den schwarzen Ledermänteln

Die führenden Gestapo-Beamten Wiens im Foyer des ehemaligen Hotels Metropol am Wiener Morzinplatz (April 1938).
Die führenden Gestapo-Beamten Wiens im Foyer des ehemaligen Hotels Metropol am Wiener Morzinplatz (April 1938).Archiv der Republik Slowenien Abb. im Buch
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Die Leitstelle der Geheimen Staatspolizei Wien terrorisierte ganz Ostösterreich. Erstmals liegt jetzt eine umfassende Studie über die innere Struktur, die Folter- und Verhörmethoden der Täter und die Opfer der Gestapo vor.

In der ersten Aprilwoche 1945 loderten täglich Flammen im Lichthof des Gerichtsgebäudes in der Wiener Riemergasse auf, auch im Hof des niederösterreichischen Schlosses Rappoltenkirchen. Die Wiener Gestapo-Leitstelle verbrannte hier einen großen Teil ihrer Akten. Man hatte die Drohungen der Alliierten, mit den NS-Verbrechern abzurechnen, durchaus verstanden und wollte die Spuren verwischen. Das Hauptquartier am Morzinplatz4 war da schon schwer durch alliierte Bombenangriffe beschädigt. Es gänzlich wegzusprengen, dafür fehlte die Zeit, das erledigten dann russische Pioniere. Kurz zuvor, am 28.März, war der oberste Chef der NS-Geheimpolizei ein letztes Mal in Wien gewesen. Heinrich Himmlers Anweisungen an „seine Leute“: Keinerlei Aufopferung für die Stadt Wien, Absetzbewegung ja, aber keine Feindberührung mit der heranziehenden Roten Armee, sondern weiter Konzentration auf die Bekämpfung des „inneren Feindes“.

Seit dem „Anschluss“ im März 1938 hatte die Geheime Staatspolizei (Gestapo) mit gnadenloser Härte und unheimlicher Effizienz ebendiese Aufgabe übernommen, keinen „inneren Feind“ zu dulden, jeden Verstoß gegen die NS-Normen zu bekämpfen, Widerstand niederzuschlagen und die jüdische Bevölkerung zu verfolgen. Sie war von Anfang an das wichtigste Instrument des nationalsozialistischen Terrorsystems in Österreich. Als allmächtig und allgegenwärtig wurden die Männer im schwarzen Ledermantel vom Regime mythisiert.

Wien war mit mehr als 900 Angehörigen die größte Leitstelle, nur die Zentrale in Berlin besaß mehr Personal. Rund 50.000 Menschen wurden in Wien vorgeladen, verhört, oft mit Foltermethoden, festgenommen, Gerichten übergeben oder direkt in Konzentrationslager überwiesen.

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