Metternich: Feindbild und Vorbild

Gegner von Revolution und Nationalismus: Klemens Wenzel Metternich.
Gegner von Revolution und Nationalismus: Klemens Wenzel Metternich.(c) akg-images / picturedesk.com
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Finsterer Reaktionär oder umsichtiger Staatsmann? Im Leben des Kanzlers Klemens Wenzel Metternich ging sich beides aus. Und auch noch jede Menge Privatleben.

Vorigen Sonntag sah sich Österreichs Außenministerin, Karin Kneissl, gemeinsam mit US-Staatssekretär Wess Mitchell in den ehemaligen Amtsräumen ihres prominenten Vorgängers Klemens Metternich um. Danach twitterte sie: „Wir beide sind Bewunderer Metternichs und haben viel über den großen Staatsmann publiziert.“ Was nicht ohne Pointe ist: Schließlich war für die burschenschaftlichen Vorgänger der FPÖ, die Kneissl ins Außenamt entsandt hat, Fürst Metternich der Bösewicht schlechthin. Aber auch über diese Kreise hinaus gilt Metternich als finsterer Reaktionär, der die Bevölkerung mittels Zensur und Spitzelwesen unterdrückte.

Allerdings ist die jeweilige Metternich-Rezeption immer auch eine Tochter der Zeit. Noch unter dem Eindruck des Hitlerismus veröffentlichte der deutsche Historiker Golo Mann, Sohn des Schriftstellers Thomas Mann, 1946 eine Biografie des Publizisten und Staatsmanns Friedrich Gentz, der rechten Hand von Fürst Metternich. Die beiden werden darin als maßgebliche Kräfte geschildert, die nicht nur dem egomanischen Expansionsstreben Napoleons, der Europa in Brand steckte, Einhalt geboten haben, sondern auch frühzeitig und hellsichtig die Gefahren erkannt haben, die der sich ausbreitende Nationalismus mit sich bringen würde. Sie haben das Ungeheuer Napoleon besiegt und das Ungeheuer Nationalismus zu bändigen versucht.

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