Der Salut-Schütze

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Bei Habsburgs Bestattung treten über 100 Traditionsverbändeauf. Jochen Borgon gibt den Befehl zum Feuern.

Es ist jener Moment, der ihn in Österreich weltbekannt macht. Tausende Augenpaare auf dem Wiener Heldenplatz und Hunderttausende vor TV-Geräten sind an diesem Samstag auf ihn gerichtet. Major in Tradition Jochen Borgon gibt den Befehl – zu feuern. 21Salutschüsse donnern über die Stadt, als der Sarg Otto Habsburgs vorbeigezogen wird.

Seit acht Jahren gehört Borgon zur Traditionsbatterie „Reitende Artilleriedivision Nr. 2“. 1992 wurde diese von Otto Habsburg ins Leben gerufen. Deren Artilleristen und des „k.u.k. Gebirgsartillerieregiments Kaiser Nr.14“ laden die Kanonen mit selbst gefertigten Schwarzpulverkartuschen. Was ihn fasziniert? Das bunte Auftreten der Verbände, „das fast operettenhaft wirkt“, wie er sagt. Und, „dass die, die im Ersten Weltkrieg aufeinander geschossen haben, friedlich zusammentreffen“. Drill, Ausrüstung, Uniformen entsprechen denen der damaligen Zeit. Originalgetreu bis ins Detail, schließlich haben sie sich zum Ziel gesetzt, die militärischen Traditionen der k.u.k.-Zeit zu wahren. Rund einmal pro Woche sehen sich der pensionierte Regierungsrat und 17 andere beim monatlichen Klubabend, beim Generalexerzieren und bei „Ausrückungen“. Da gibt es dann auch Übungen am Geschütz, das vom Bundesheer verwahrt wird.

Mit den Salutschüssen ist die Zeit mit Otto Habsburg vorbei. „Immer wieder gab es berührende Kontakte“, so Borgon. Dieser Samstag wird ihm wohl für immer in Erinnerung bleiben. „Weil er oberster Befehlshaber wäre.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2011)

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