Lena Hoschek: Eine echte Fuffzigerin

Lena Hoschek
Lena Hoschek(c) Lena Hoschek
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Erfolg mit dem Fifties-Revival im Kleiderschrank: Tülllagen, schwingende Röcke und nostalgische Muster sind das Markenzeichen der Grazer Designerin. In der Kategorie Creative Industries ist Lena Hoschek nun nominiert.

Großartig“ findet sie die „Presse“-Nominierung für die Österreicherin des Jahres. Lena Hoschek strahlt übers ganze Gesicht und stemmt die rechte Hand in die betonte Taille. Trotz perfekt aufgetragenen knallroten Lippenstifts beißt sie herzhaft ins Bratwürstel und nimmt einen ungenierten Schluck aus der eiskalten Bierdose. Der Würstelstandler beäugt sie intensiv, schließlich trägt die 28-Jährige mit einem Dirndl aus ihrer eigenen Kollektion sehr selbstbewusst ihre Weiblichkeit zur Schau. Ihr Tattoo am Unterarm, der steirische Panther, blitzt auf. „Ich liebe es, in Wien Dirndl zu tragen, jeder schaut einen an“, kokettiert sie.

Tradition verpflichtet

Trachten hält Hoschek sowieso für essenziell: „Im Dirndl schaut jede Frau fantastisch aus.“ Bisher fertigte sie nur Einzelstücke an, nun bringt sie eine eigene Trachtenkollektion heraus. Hauptsache, die Silhouette stimmt: sanduhrförmig, mit Betonung auf Busen, Taille und Hüften. „Kurvige Frauen freuen sich, dass meine Stücke ihre Figur zur Geltung bringen. Und sehr dünne Frauen lieben sie, weil sie darin endlich Kurven haben“, sagt Hoschek. Auch in ihrer Hauptkollektion kommen nostalgische Muster, fließende Stoffe, schmeichelnde Schnitte zum Einsatz: In den Mittelpunkt stellt Hoschek stets die Weiblichkeit im Sinne der 40er- und 50er-Jahre. Auf der Berlin Fashion Week zeigte Hoschek im Juli schon die nächste Frühjahrskollektion und schickte die Models im Hawaii-Look mit Hula-Röckchen-Interpretationen, Aloha-Prints und Schmetterlingsbrillen auf den Laufsteg.

Einblicke

Das Portal von Hoscheks neuem Laden in Graz, einem ehemaligen Herrenmodengeschäft, ist fast noch originalgetreu von 1948, drinnen präsentiert sie ihre Stücke zwischen Blümchendekor und Kristallluster. Robert LaRoche hat eine eigene Brillenkollektion für sie entworfen, klarerweise im 50er-Stil. „Ich stehe auf Rockabillies und alle Leute, die heute Retro leben.“ Tiefe Dekolletés und schmale Taillen faszinierten Hoschek schon als Kind. Erst schaute sie Filme mit Gina Lollobrigida, Sofia Loren und Brigitte Bardot. Mit zwölf Jahren fing sie schließlich an, ihr Taschengeld für die „Vogue“ zu sparen. Eine erste Erwähnung in der Septemberausgabe 2008 war da natürlich „mega“: „Auf der Trendseite „Karoblusen“ war eine von mir dabei. Das war medial mein größter Erfolg.“ Ein Bühnenoutfit für Starlet Katy Perry tat das Übrige für den Bekanntheitsgrad der Grazerin, und auch Skandalautorin Charlotte Roche und Topmodel Franziska Knuppe wurden zu Fans. Trotzdem: Der „ganz normalen Kundin“ gehöre nach wie vor ihre volle Aufmerksamkeit, sagt Hoschek: „Wenn eine Frau bei mir im Laden zum ersten Mal das Kleid anprobiert, das ich für sie entworfen habe und bis über beide Ohren grinst, dann macht mich das so richtig glücklich“, verrät sie. Und im Nachsatz: „Promis schicken ihre Sachen meistens nur verschwitzt zurück.“

Erfolgsbilanz

Läden in Graz und am Wiener Spittelberg, Retailer in der ganzen Welt: Lena Hoschek ist innerhalb kürzester Zeit zum Nachwuchsstar avanciert. „Ohne meine Kunden in Graz, die einfach immer alles gekauft haben, was ich entworfen habe, wäre ich nicht so weit“, weiß sie. Besonders in ihrer Heimatstadt sind die charakteristischen Teile vom Geheimtipp längst zum Must-Have geworden. Abgesehen von einer Herrenkollektion strebt sie nun eigene Shops in Amsterdam und Berlin an. Was ihr langfristiges Ziel sei? Hoschek kontrolliert ihr Lippen-Make-up im Vintage-Taschenspiegel: „Die Weltherrschaft natürlich.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2009)


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