Bruno Buchberger - Aus der Kraft der Mathematik etwas erschaffen

Bruno Buchberger
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Der Linzer Mathematiker Bruno Buchberger sieht sein Fachgebiet als zentrale Wissenschaft: als Basis jeglicher Forschung und aller Wirtschaft – was er in Hagenberg bewiesen hat.

Überall ist Mathematik drin.“ Diese Überzeugung beherrscht das Leben von Bruno Buchberger. Mathematik ist in seinen Augen die Grundstruktur allen Denkens – und die Basis unseres modernen Lebens. Er bemüht dazu den Vergleich einer Zwiebel: Wohlfahrt basiere auf Wirtschaft, diese wiederum auf Technologie und auf Wissenschaft. „Und ganz im Inneren ist die Mathematik.“


Seine Wissenschaft sei dazu da, um komplexe Dinge einfach behandeln und in Folge auch automatisieren zu können, sagt Buchberger, der in der Kategorie „Forschung“ bei der „Presse“-Wahl der „Österreicher des Jahres“ nominiert ist. Dabei ist er nur durch Zufall zur Mathematik gestoßen. „Im Gymnasium hat mich alles interessiert. Dann bin ich in der Schlange beim Inskribieren gestanden – und aus dem Bauch heraus habe ich Mathematik gewählt“, erzählt er. Eine Entscheidung, die er nie bereut hat.

Was auch mit seinen Erfolgen zu tun hat: Schon in seiner Dissertation löste Buchberger ein 60 Jahre altes mathematisches Problem: eine Theorie zum Lösen sogenannter „nicht-linearer“ Gleichungen.
Über die Methode, die er nach seinem Doktorvater „Gröbner-Basen“ genannt hat, sind seither mehr als 1000 wissenschaftliche Arbeiten erschienen. Nach einigen Jahren als Assistent in Innsbruck ging er Mitte der 70er-Jahre an die Uni Linz, wo er 1987 „sein“ RISC, das Research Institute for Symbolic Computation, gründete.


Mathematisches Wissen und Methoden lassen sich auch sehr gut anwenden. Buchberger wollte das beweisen und „aus der Kraft der Mathematik etwas erschaffen“. Geworden ist es der Softwarepark Hagenberg. Dieser Mühlviertler Ort war eine typische Abwanderungsgemeinde, es gab kaum Betriebe. Aber es gab ein Schloss, das Buchberger vom OÖ Landeshauptmann Ratzenböck zur Verfügung gestellt bekam, es wurde zur Keimzelle des Softwareparks, in dem rund 60 Unternehmen und Institute mit mehr als 1000 Mitarbeitern ihren Sitz haben; Tendenz steigend. Dazu kommen noch 1500 Studenten. „Das Konzept ist bis heute gleich: Forschung, Ausbildung und Wirtschaft sollen an einem Ort sein.“

„Bei den Jungen vibriert es“

Die wahre Stärke von Hagenberg ist, dass dort sehr viele junge Menschen tätig sind – „bei den unter 20- und unter 30-jährigen Intellektuellen vibriert es“, so Buchberger. Großer Wert wird auch auf Internationalität gelegt. Diese Kraft müsse viel stärker genutzt werden. „Österreich muss ein Forschungs-Einwanderungsland werden.“


Wenn die Mathematik so zentral und fruchtbringend ist – warum ist das Fach in der Schule so unbeliebt? „Das liegt auch an uns Mathematikern: Nur wenige verstehen, was Mathematik wirklich ist.“ Sie ist eine allgemeine Problemlösungswissenschaft. Statt das mit praktischen Beispielen zu vermitteln, würden im Unterricht Integrale oder Logarithmen unterrichtet – die im Alltag kaum vorkommen. Als schweren Fehler sieht er zudem, dass die meisten Lehrer den Computer aus dem Unterricht ausblenden. „Der Computer – eine rein mathematische Erfindung – ist heute das beste Instrument zum Lösen von Problemen.“


Neben der Managementtätigkeit ließ Buchberger die Mathematik nie los. Seine jüngste Entdeckung ist ein Verfahren, wie man systematisch aus Problemstellungen Lösungsalgorithmen ableitet. „Wenn ich die Methode auf das Problem meiner Dissertation anwende, ergibt sich die Lösung, die ich damals gefunden habe.“ Nachsatz: „Ich habe damit mein Leben als Mathematiker automatisiert.“

Zur Person

Bruno Buchberger studierte in Innsbruck Mathematik und wechselte nach einigen Jahren als Assistent an die Uni Linz. In den letzten 20 Jahren hat er den Softwarepark Hagenberg aufgebaut – mit mehr als 1000 Mitarbeitern und 1500 Studenten.


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