Hannes Bardach - Alles, was Flügel hat, fliegt mit Frequentis

Hannes Bardach
Hannes Bardach(c) FABRY Clemens
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Der Techniker Hannes Bardach hat aus einem kleinen Betrieb den Weltmarktführer bei Flugsicherungssystemen geschmiedet. Die 900-Mitarbeiter-Firma sucht nun den Weg an die Börse.

„Es gibt ja nur zwei weltweit bekannte österreichische Marken: Mozart und Frequentis“, lacht Hannes Bardach und erzählt, dass er deshalb bei Kundenbesuchen immer Mozartkugeln mitbringt. Die Charmeoffensive wirkt seit 30Jahren – aber nur, weil der Techniker weltweit begehrte Hochtechnologie im Gepäck hat. Das Wiener Unternehmen, das seit vier Jahren in einem lichtdurchfluteten Glas-Stahl-Gebäude in Liesing residiert, entwickelt Kommunikations- und Informationssysteme für die zivile und militärische Flugsicherung und ist seit 1998 Weltmarktführer.

Wenn Piloten sicher und schnell durch die Luft geleitet werden, dann steckt fast immer Know-how von Frequentis dahinter. 72 zivile und 34 militärische Kontrollzentren arbeiten in aller Welt mit diesen digitalen Sprachvermittlungssystemen, ohne die eine moderne Luftfahrt undenkbar ist.

In der Fertigungshalle lockert die Farbenvielfalt vieler Flaggen die Konzentration auf. So weiß man, aus welchem Land die Aufträge kommen. Derzeit sind auch Exoten zu sehen: Katar, Libyen und Tahiti lassen ihre Control-Center in Österreich aufrüsten.

Match um die Eurocontrol

Die volle Konzentration Bardachs und seiner auf 900 Mitarbeiter gewachsenen Mannschaft richtet sich jedoch auf Brüssel: Die europäische Flugsicherungszentrale Eurocontrol hat ihr System neu ausgeschrieben. Ein „Heimspiel“ für Frequentis, der der erste Großauftrag von Eurocontrol 1990 den internationalen Durchbruch brachte? „Keineswegs, weil wir mit einem großen US-Anbieter in Konkurrenz stehen.“ Wettbewerb – das ist für Bardach neben der Lust an Innovation jedoch essenziell. Die wichtigste Triebfeder, „sonst verliert man die Muskeln“.

Die Chancen stehen jedenfalls gut, gehört die Hightech-Schmiede doch zu jenen fünf Unternehmen, die sich Aufträge für das komplett neue Flugsicherungssystem gesichert haben, das im Zuge des von der EU geplanten einheitlichen Luftraums (Single European Sky) realisiert werden soll.

Auf den Lorbeeren ausruhen? Daran denkt Bardach noch lange nicht. Zumal die wirtschaftliche Entwicklung mehr als gemütliche Wochenenden mit seiner ebenfalls im Unternehmen tätigen Frau im Ferienhaus in Oberösterreich gar nicht zulässt. Das hat vor allem 9/11 gezeigt, als die Terroranschläge die Luftfahrt in eine schwere Krise stürzten. Der Schock war retrospektiv der Start in eine neue Ära. „Wir haben uns überlegt, unsere Systeme über die Flugsicherung hinaus anzubieten.“ Heute fahren nicht nur die Wiener Linien, die Deutsche und die Schweizer Bahn mit Frequentis-Leitsystemen. Auch Küstenschifffahrt-, Polizei- (Scotland Yard), Rettungs- und Feuerwehr-Organisationen kommunizieren mit Wiener Technik. Jüngstes Prestigeprojekt: die Nil-Schifffahrt.

Das Geschäft abseits der Lüfte läuft so gut, dass das für 2015 gesteckte Ziel der Umsatzverdoppelung auf 300 Mio. Euro in greifbarer Nähe scheint. „Vision 2015“ heißt das Programm, das darauf abzielt, die Weltspitze auch in den anderen Geschäftsfeldern zu erreichen.

Dann wird vielleicht auch der Sprung an die Börse klappen, der im Winter 2007 der Finanzkrise zum Opfer gefallen ist. Bardach, der nach seinem Studium (Elektronik/Regelungstechnik, Rechentechnik und Wirtschaft) als junger Berater zu Frequentis kam, denkt zwar nicht ans Aufhören. „Ich mache mir Gedanken über die Zukunft.“ Eines weiß er schon: Als die Börsenpläne aktuell waren, wollten zwei Drittel der Mitarbeiter spontan Aktien kaufen. „Was will man mehr als Chef“, sagt der Mann, der Technik studieren wollte, weil er glaubte, dann allein hinterm Computer sitzen zu können. Jetzt sitzt er alle 14 Tage im Flugzeug – um Frequentis noch bekannter zu machen.

ZUR PERSON

Hannes Bardach, 1952 in Wien geboren, studierte an der TU Wien. Neben dem Assistentenjob an der Uni gründete er eine Firma und war Berater. 1983 wurde er Geschäftsführer bei Frequentis, 1986 Eigentümer. Jetzt hat das Unternehmen 900 Mitarbeiter.


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