Malle Erfried: „Ohne Bildung geht nichts“

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Mit nur drei Mitarbeitern bekämpft Erfried Malle erfolgreich Armut und Hunger in Afrika und Asien. Wie er diese Herausforderung bewältigt? Mit innovativen Bildungsprojekten.

Wenn es in der Entwicklungshilfe jemanden gibt, der wie ein David gegen Goliath kämpft, dann hat man ihn wohl in Erfried Malle und seiner „Sonne International“-Organisation gefunden. Seit fast zehn Jahren setzt sich der Kärntner Malle, der als „Austria 11“-Kandidat um den ersten Platz im Bereich „Humanitäres Engagement“ rittert, gegen Armut, Hunger, schlechte Hygiene und kaum vorhandene Bildung in Äthiopien, Bangladesch und Myanmar ein. Und das nur mit einer kleinen Truppe von drei Mitarbeitern und einem winzigen Büro in Wien-Erdberg. Doch Äußerlichkeiten können täuschen: Allein in Afrika erreichen Malle und seine Kollegen fast 80.000 Menschen.

Hilfe zur Selbsthilfe

Denn das Prinzip der Sonne-Organisation (Sonne steht für „Support Organisation for Non-formal Needed Education“) ist einfach, aber effizient: Hilfe bedeutet „Hilfe zur Selbsthilfe“ – den Menschen wird also so viel Hilfe gegeben, dass sie ein eigenständiges Leben führen können. Dafür setzten Malle, und besonders seine Kollegin Susanne Prügger, mit der er die NGO gegründet hat, auf ein einziges Instrument: Bildung. „Ohne Bildung geht nämlich gar nichts“, sagt Malle, „erst mit einer gewissen Grundbildung kannst du Aufklärung betreiben, den Menschen einen Beruf beibringen und so ihre Lebensbasis stärken“, erklärt er sein Konzept. So ist es fast selbstverständlich, dass eines der ersten Sonne-Projekte eine Schule war: Die Nomadenschule in der Afar-Region – eine der heißesten Zonen in Äthiopien. Dort unterrichten fast hundert Lehrer die Kinder der Region und ziehen mit, wenn der Hunger die Nomaden weiter im Land herumtreibt. Das Projekt scheint Erfolg zu haben: Bis heute haben fast 11.000 Kinder in der Nomadenschule lesen und schreiben gelernt. Das sind fast 80 Prozent der Kinder in der Region.
Mittlerweile hat Sonne International das Aufgabengebiet erweitert. Seit 2006 werden die Bezirke Uwa und Awra fast flächendeckend medizinisch versorgt, ein Schwerpunkt liegt auf der Abschaffung der Genitalverstümmelung. Auch in Bangladesch betreibt die Organisation mittlerweile mehrere Dorfschulen und ein Ausbildungsprogramm für Jugendliche. In Myanmar gibt es seit 2008 ein Tageszentrum für Straßenkinder.
Dass solche Projekte überhaupt funktionieren, hat auch mit einem weiteren Grundprinzip der Sonne-Organisation zu tun. Die Sozialarbeiter oder Lehrer vor Ort sind ausschließlich Einheimische, die von der Organisation ausgebildet und auch bezahlt werden. „Denn nur, wenn du mit Strukturen vor Ort arbeitest, kannst du die Leute auch wirklich erreichen und sicherstellen, dass die Gemeinschaft das Projekt trägt“, erklärt Malle sein Prinzip. Das ist auch der Grund, warum Sonne International in jedem Land mit einer Partner-Organisation zusammenarbeitet. Diese Partner überwachen den Projektablauf und schaffen Akzeptanz, weil sie sich mit der Kultur des Landes auskennen. Die Zusammenarbeit mit dem Sonne-Büro in Wien erfolgt wiederum täglich über Internettelefonie (Skype), Chat oder E-Mail.

Lehrer statt Marketing

Dass sich der Kärntner, der nun in Niederösterreich lebt, im Ausland engagiert, hat einen Grund. Als Reiseleiter war er jahrelang im Ausland unterwegs und nach seiner Rückkehr auch bei NGOs tätig. Als er einmal (während eines privaten Urlaubs) ein altes Projekt von sich besuchte, war er schockiert, als er es quasi gescheitert vorfand. Damals sei ihm klar geworden: „Wenn ich es nicht mache, dann macht es niemand.“
Ein Großteil der Sonne-Projekte wird übrigens von der Austrian Development Agency (ADA) finanziert. Dass trotzdem viele Österreicher die Organisation nicht kennen, hat – so glaubt Malle – mit dem fehlenden Marketing zu tun. „Wir haben immer lieber Lehrer eingestellt, als in Marketing zu investieren.“

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Projekt „Sonne International“

Entwicklungshilfe. Vor fast zehn Jahren gründete der Kärntner Erfried Malle gemeinsam mit Susanne Prügger die NGO „Sonne International“. Seither hat die vergleichsweise kleine Organisation (Malle hat nur drei Mitarbeiter in Österreich) mehrere Schulen in Äthiopien, Bangladesch und Myanmar gegründet und kümmert sich dort auch um die medizinische Versorgung.


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