Roland Velich

Roland Velich
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Roland Velich. Er ist einer der besten Weinproduzenten Österreichs. Seine Weine werden international beachtet. In der Heimat hat es der kritische Geist nicht immer leicht.

[Wien] „Das beste Marketing ist, es nicht jedem recht zu machen, sondern sein Publikum zu finden“, sagt Roland Velich, und er sagt es nicht nur so daher. Der 49-jährige Winzer hat sich an diesen Satz stets gehalten. Das brachte ihm viel Publikum, aber auch viele Kritiker. Unter der Marke Moric produziert er burgenländischen Rotwein von internationalem Format. Und immer, wenn seine Weine hervorgehoben werden, kommen Journalisten, Händler und Sommeliers auf die Parker-Punkte zu sprechen. 95 Punkte waren es für den Blaufränkisch Alte Reben 2006. Da muss Velich mitunter schlucken.
Denn seine Weine sind im Prinzip weder Parker- noch Punkte-Weine. Der Amerikaner Robert Parker junior, der bedeutendste Weinkritiker der Welt, steht für üppige, fette, schwere Rotweine. Er liebt die Opulenz. Und trifft damit den Geschmack vieler Konsumenten.
Velichs Weine sind genau das Gegenteil. Keine Alkohol- und Fruchtbomben, sondern eher zarte, mineralische Weine. Wenn er sie mit anderen Regionen vergleicht, dann nennt er bewusst nicht das Bordeaux oder die Toskana, sondern die Burgund oder das nördliche Rhonetal. Dass er trotzdem so großartig bewertet wurde, liegt daran, dass Parker nicht mehr selbst alles verkosten kann. Sein Österreich-Abgesandter heißt David Schildknecht. Und der ist von Velichs Weinstilistik angetan.
Lange Zeit hat sich Roland Velich keiner Blindverkostung diverser Weinmagazine gestellt. „So zarte Pflänzchen wie die meinen haben zwischen Alkoholbomben keine Chance“, sagt er. Velich nahm zur Kenntnis, dass er aufgrund seines Widerstands von heimischen Fachmagazinen kaum beachtet wurde. Umso mehr Aufmerksamkeit erzielten seine Weine in der Fremde. Erst vor Kurzem widmete ihm das „Wall Street Journal“ wieder einen Bericht. Irgendwann konnte man den mitunter zur Sturheit neigenden Velich auch in Österreich nicht mehr übersehen und übergehen. Auch weil er sich eigene Vertriebswege ersonnen hatte. Jene über die Kunst. Kunst fasziniert ihn seit seiner Jugendzeit. In seinem Heimatort Apetlon im burgenländischen Seewinkel befand sich eine Lithografie-Werkstatt. Dort gaben sich namhafte Künstler wie Max Weiler die Klinke in die Hand, feierten gemeinsam. „Und ich habe immer die Weine gebracht“, erzählt Velich. Dieses Konzept behielt er bei. Aktuell reüssiert er mit dem Club of Plenty, der aus Künstlern, Spitzenköchen und außergewöhnlichen Produzenten besteht.
Velichs Vater bewirtschaftete ein paar Weingärten im Nebenerwerb. Er war Lehrer und arbeitete später in der Landesregierung. Seine Söhne Roland und Heinz waren aber bald von der Idee beseelt, besondere Weine zu machen. Ende der 1980er-Jahre erlebte der österreichische Weinbau nach dem Weinskandal eine erste große Aufbruchstimmung. Vor allem das Burgenland. Dort begannen die Bauern plötzlich, gehaltvolle Rotweine zu keltern. Es folgte ein regelrechter Rotweinboom. Und die Velichs konzentrierten sich auf Weißwein. Auf Chardonnay. Sie schafften sich kleine Eichenfässer an und experimentierten drauflos. War er damals schon der Querkopf, der immer alles anders machen musste? „Ich war ein Querdenker aufgrund der Begebenheiten“, sagt Velich. Denn es war halt ein Weingarten mit uralten Chardonnay-Reben da. Der Chardonnay „Tiglat“ seines jüngeren Bruders Heinz zählt heute zu den besten Weinen Österreichs.
Und Roland? Ihn zog es 2001 ins Mittelburgenland. Dort wollte er Rotwein machen. Sein Ziel: „Ein hohes Maß an Unverwechselbarkeit.“ In Lutzmannsburg und Neckenmarkt fand er großartige Lagen mit uralten Rebstöcken. Velich konzentriert sich ganz auf die Sorte Blaufränkisch. Es sind Weine, die nicht auf den ersten Schluck beeindrucken wollen. „So wie das Burgenland, das seine Schönheit auch nicht immer auf den ersten Blick preisgibt“, sagt er.


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