Toni Hubmann: "Glückliche Hendln legen nicht mehr Eier"

Toni Hubmann Glueckliche Hendln
Toni Hubmann Glueckliche Hendln(c) Michele Pauty
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Der Nachhaltigkeitspionier Toni Hubmann setzt mit seiner Marke Toni's Freilandeier seit 25 Jahren erfolgreich auf artgerechte Hühnerhaltung. Dabei investierten seine Eltern in den Sechzigerjahren in die damals moderne Käfighaltung.

Er ist der Hühnerflüsterer unter den österreichischen Geflügelbauern. Seit 25 Jahren steht Toni Hubmann mit seinem Namen für artgerechte Hühnerhaltung. In dieser Zeit hat sich viel verändert. Käfighaltung ist in Österreich seit 2009 verboten. Doch zwischen der herkömmlichen Bodenhaltung und der Biofreilandhaltung, wie Hubmann sie praktiziert, liegen immer noch Welten. Die 12.000 Hennen und 3000 Hähne, die der Freilandpionier in seinem eigenen Bauernhof im steirischen Knittelfeld beherbergt, bekommen wirklich alles, was das Hühnerherz begehrt. Ausreichend Auslauf unter freiem Himmel, schattenspendende Bäume, Nester mit natürlicher Einstreu, Sandhäufen zum Scharren, Sitzstangen zum Abhängen. Außerdem luftige Ställe, die weitaus mehr Platz bieten als die gesetzlich vorgeschriebenen vier Quadratmeter pro Huhn.

Messbares Tierwohl. Für Toni Hubmann ist Tierwohl keine abstrakte Größe, sondern messbar: „Es ist zum Beispiel mathematisch berechenbar, wie man die Hennen im Freilauf gleichmäßig verteilt“, sagt Hubmann. Schließlich bringe es nichts, wenn man zwar ein riesiges Gelände habe, die Hühner sich aber alle in Stallnähe auf die Krallen steigen.
Die Frage, ob glückliche Hendln mehr Eier legen als unglückliche, bringt Hubmann zum Lachen: „Im Gegenteil. Die Tiere haben so viele anderen Möglichkeiten, sich zu beschäftigen, dass sie weniger Eier legen als Tiere in Käfighaltung.“ Natürliche Bedingungen brächten auch Faktoren mit sich, die die Lust, Eier zu legen, hemmen, Temperaturschwankungen etwa, auf die sich die Hühner einstellen müssen. So natürlich und idyllisch wie heute ist es im Hubmann'schen Bauernhof nicht immer zugegangen. Im Jahr 1964 musste Hubmanns Vater den Familienbetrieb total umstellen.

Sommerfrische. Denn die Sommerfrischegäste, die in den Fünfzigerjahren noch das Gästehaus am elterlichen Bauernhof bevölkert hatten, blieben in den Sechzigerjahren aus: „Da sind dann plötzlich alle lieber an die Adria gefahren“, erinnert sich Hubmann. „Als ich klein war, hatten wir in unserem Gästehaus noch jeden Sommer 100 Gäste. Die wurden mit Eiern aus unserem Hühnerstall versorgt. Der zählte damals 120 Hennen. Das war viel für die damalige Zeit.“ Doch 1964 sperrten die Hubmanns das Gästehaus zu und der Betrieb wurde auf „moderne Käfighaltung“ umgestellt.
Derweil packte Hubmann junior beim BWL-Studium in Wien das Nachhaltigkeitsfieber.  Zentral sei für ihn die Erkenntnis gewesen, dass der Konsument entscheide, was die Landwirtschaft produziert. Und wie. Als Hubmann den elterlichen Betrieb 1987 übernahm, schaffte er die Käfighaltung ab und stellte auf Freilandhaltung um.

Der erste Erfolgreiche. „Ich war nicht der Erste mit dieser Idee, aber der Erste, der sie erfolgreich umgesetzt hat“, sagt er stolz. Begonnen habe er mit 500 Hühnern, heute „arbeiten“ 400.000 Hennen für Toni's Freilandeier, rund 150 Bauern produzieren für Hubmann. Toni's Freilandeier sei mit dem Bedarf der Konsumenten mitgewachsen, sagt Hubmann. Ganz natürlich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2013)

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