Gerald Kiska: Der Gestalter der Begehrlichkeiten

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Gerald Kiska hat sein Designbüro in Anif/Salzburg zu einem der größten eigentümergeführten in ganz Europa gemacht. In seiner Arbeit verschränkt er strategisch Markenkommunikation mit Produktgestaltung.

Ohne Designer bleiben Dinge nur Dinge, die niemandem nützen, nicht recht funktionieren, kaum etwas besser machen. Und vor allem, die keiner haben will. Der Oberösterreicher Gerald Kiska formt seit 1990 mit seinem Designbüro in Salzburg-Anif nicht nur Produkte, sondern auch den Wunsch, sie haben zu wollen. Zu Hause, im Wohnzimmer, im Kühlschrank. Oder auch in der Garage, wie etwa die Motorräder von KTM.

Auch die Designbranche will haben. Vor allem Design-Awards, damit Hersteller und Gestalter ihre Industrieprodukte schön dekorieren können. Der Altmeister des deutschen Industriedesigns, Dieter Rams, beklagte diese Inflation der Designpreise. Kiska hat trotzdem nicht wenig von dieser Flut abbekommen. Doch wenn er nicht gerade selbst welche erhält, dann sitzt er in der Jury. Wie für den Staatspreis Design, der vergangenen Dienstag im Wiener Museumsquartier vergeben wurde.

Eitelkeiten mag Kiska selbst ja nicht so sehr. Aber eine Auszeichnung, wie er sagt, hat ihm dann doch sehr geschmeichelt: Dass ihn die internationale Vereinigung der Motorrad-Designer als Ehrenmitglied aufgenommen hat. Das hat ihn gefreut, als Motorradfahrer. Und als Motorraddesigner.

Als gestalterischer Wegbegleiter von KTM fährt er seit Langem auf zwei Rädern auf der Erfolgsschiene. Design folgt dabei, wie in allen Projekten, die Kiska-Design betreut, einer ganzheitlichen Strategie. Und die bringt nicht nur Formen, Funktionen und Lösungen hervor. Sondern vor allem auch Begehrlichkeiten. Motorräder wie die KTM-Modelle, die Kiska gestaltet hat, wecken Assoziationen, Sehnsüchte und Bedürfnisse. Insbesondere den Wunsch, die Maschinen auch zu besitzen, sie zu fahren, sie zu bändigen, sie zu beherrschen. Kiska spricht – fast wie Psychologen – von „Triggern“. Auslösereizen also. Sehnig, breitschultrig, männlich, dynamisch posieren die Motorräder auf der Straße. Kiska-Design formte die Muskeln der Maschinen. Und baute damit auch die Marke auf.

Das Design übernimmt bei Kiska auch Kommunikationsaufgaben, genauso, wie es Logo, die Corporate Identity und konventionelle Werbebotschaften tun. Doch bloß Zuckerguss oder „nachträgliche Behübschung“, nein, das sei Design in keinem Fall, meint Kiska: „Es handelt sich um einen elementaren Bestandteil der Produktentwicklung.“ Dabei verschränken sich Formgebung und Marketing, da umarmen sich Werbe- und Gestaltungsstrategie. Ein ganzheitliches Verständnis von Markenkommunikation spiegelt sich da wider, egal, ob es Bierkisten sind, die sich im Supermarkt stapeln, Kopfhörer für den Hersteller AKG, Spritzpistolen für Kinder oder Spielzeug für Erwachsene, Werkzeuge für Hilti etwa. Auch internationale Unternehmen wie Audi, Opel, Zeiss, Osram, Kettler, Triumph oder Adidas zählen zu Kiskas Kunden.

Klein und allein hat Kiska angefangen, 1990 in Anif. Heute gehört Kiska-Design zu den größten eigentümergeführten Studios Europas. Über 120 Mitarbeiter kamen aus der ganzen Welt, aus insgesamt 20 Nationen, um für Kiska und seine Kunden zu werken: Strategen, Designer, Modellbauer, Kommunikationsexperten, Fotografen, Web-Profis und Ingenieure. Eine entscheidende Vielfalt, wie Kiska meint: „Die Kombination unterschiedlichster Fähigkeiten, Kulturen und Leidenschaften verleiht uns ein umfangreiches Verständnis dafür, wie Design die Wahrnehmung beeinflusst und dazu beiträgt, eine starke Marke zu schaffen.“ Von der Produktentwicklung bis zur Verpackung und Marktkommunikation übernimmt Kiska heute jede Etappe der Markenentwicklung.

ZUR PERSON

Gerald Kiska gründete 1990 in Salzburg-Anif sein Designbüro. Heute umfasst es nicht nur 5000 Quadratmeter Fläche, sondern auch 120 Mitarbeiter aus 20 Nationen. Kiska absolvierte die Hochschule für Gestaltung in Linz, arbeitete anschließend in verschiedenen Designbüros und Agenturen im In- und Ausland.

Lehrtätigkeit. 1994 bis 1995 lehrte er
an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Von 1995 bis 2002 engagierte er
sich als Gründer und Dozent an der Fachhochschule Joanneum für Industrial Design, wo er auch in diesem Wintersemester unterrichten wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.09.2013)

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