Sabine Herlitschka: Wer forschen will, muss früh anfangen

Familienfreundlichkeit ist DER Vorteil im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskr�fte
Familienfreundlichkeit ist DER Vorteil im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskr�fte(c) Familie & Beruf Management GmbH/
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Der Halbleiterkonzern Infineon finanziert – neben anderen Aktivitäten – einen zweisprachigen, rund ums Jahr geöffneten Kindergarten. Spitzenkräfte könne man nur mit einem super Umfeld locken, sagt Chefin Sabine Herlitschka.

Wien/Villach. Der Forscher in dem weißen Arbeitsmantel steht hoch konzentriert vor der Reihe von Gläsern, in denen sich verschiedenfärbige Substanzen bewegen. Er beobachtet die Vorgänge ganz genau. Was wohl bei diesem Experiment herauskommen wird?
Wir sind beim Halbleiterhersteller Infineon in Villach. Die Österreich-Niederlassung ist eine der größten Gesellschaften des deutschen Konzerns, dessen Halbleiter und Systemlösungen unter anderem in Steuerungselementen zur Energieeffizienz, in Mobiltelefonen und Bezahl- sowie Zugangsberechtigungskarten Anwendung finden.
In dem Labor werden zwar nicht neue Chipslösungen entwickelt, aber es wird möglicherweise der Grundstein für eine Forscherkarriere gelegt und die Neugier geweckt. Denn die 90 „Forscher“ aus 16 Nationen, die da herumwieseln, sind im Schnitt drei bis vier Jahre alt und ihr „Mini-Lab“ selbst ist ein Experiment: Es ist Teil des von Infineon initiierten und finanzierten International Day Care Center – umgangssprachlich Kindergarten genannt.
„Der Erfolgsfaktor für ein Unternehmen wie Infineon sind exzellente Fachleute“, sagt Infineon- Austria-Chefin Sabine Herlitschka. „Rund ein Fünftel unserer Mitarbeiter kommt aus 60 Nationen. Besonders für sie ist die Kinderbetreuung ein zentrales Thema, da sie keine Verwandten in unmittelbarer Nähe haben.“ Aus dieser Überlegung entstand die Idee der zweisprachigen Betreuung (Deutsch und Englisch) sowie eines Technik- und Naturwissenschaftsschwerpunkts.


Der vom Verein Sonnenstrahl betriebene Kindergarten ist zudem von 7 bis 17.30 Uhr und 361 Tage im Jahr geöffnet. Die hohe Nachfrage – der 2012 eröffnete Kindergarten übersiedelte heuer in ein größeres Gebäude, in das Infineon 1,4 Millionen Euro investierte – gibt Herlitschka recht: Rund 700 Kinder sind auf der Warteliste. „Der größte Erfolg ist, dass wir österreichweit neue pädagogische Maßstäbe setzen.“
Das Engagement des Unternehmens und seiner Chefin, die Lebensmittel- und Biotechnologie studiert hat und selbst lange in der Forschung tätig war, geht aber weit über die Betreuung des Nachwuchses hinaus. Wobei hinter allen Aktivitäten nicht nur die Schaffung einer Unternehmenskultur steht, in der die viel zitierte Work-Life-Balance kein leeres Schlagwort ist. Es gibt auch handfeste Gründe: „Wir können internationale Spitzenkräfte für eine Karriere bei uns nur begeistern, wenn sie ein entsprechendes Umfeld vorfinden“, weiß Herlitschka aus eigener Erfahrung. Es gehe nicht nur um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf – für Frauen und Männer gleichermaßen. Sondern auch um die Gesundheit und Zufriedenheit der Belegschaft insgesamt.


Rund 700 Mitarbeiter nützen derzeit die Möglichkeit, per Teleworking von zu Hause zu arbeiten. Es gibt zudem eine Fülle von Teilzeitmodellen, und natürlich gehen bei Infineon auch Väter in Karenz. Damit Beschäftigte möglichst lang im Arbeitsprozess bleiben – und sich dabei wohlfühlen – wurde ein Best-Aging-Programm initiiert. Auch für Schichtarbeiter gibt es spezielle Angebote. Dass in der Betriebskantine nicht nur Schweinsbraten und Kärntner Kasnudeln dominieren, sondern Bio-Menüs, ist fast schon selbstverständlich. Ebenso das umfangreiche Sportangebot. (eid)


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