Michael König: „Wir haben eine Verpflichtung zu helfen“

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Michael König setzt sich für einen menschenwürdigen Umgang mit Bettlern ein. Auf der Plattform „Armut hat Platz“ engagiert er sich für Notunterkünfte, medizinische Versorgung und eine differenzierte Debatte.

Salzburg. „Armut hat Platz“, das ist ein Credo von Michael König, Kandidat für die Wahl der Österreicher des Jahres. Und das ist auch Name einer Plattform, der sein Engagement gilt: König, Geschäftsführer des Diakoniewerks Salzburg, ist einer der Initiatoren, an der sich etliche karitative Organisationen und Persönlichkeiten beteiligen. Ausschlaggebend dafür war die Debatte um Bettler und Armutsmigranten aus Südosteuropa, in der, wie König sagt, „viel kriminalisiert und verdächtigt wird“.
Die Art, wie in Salzburg über Bettler gesprochen wurde, habe nicht nur ihn betroffen gemacht, und so entstand, gemeinsam mit Salzburgs Caritas-Direktor, Johannes Dines, die Idee zur Plattform. Ihnen geht es darum, genau hinzuschauen, wer diese Menschen sind, woher sie kommen, wie man einen würdevollen Umgang mit Armutsmigranten finden kann. Auf der Onlineplattform Armut-hat-platz.at rufen sie Salzburger auf, ein Zeichen für einen menschlichen Umgang mit Bettlern zu setzen. Und, sie suchen den Dialog mit Stadt und Polizei. Ein Ergebnis (auch) dieser Dialoge ist nun, dass die Stadt eine Basisversorgung für Bettler plant, unter anderem wird derzeit ein Quartier für 30 bis 50 Bettler gesucht. In diesem Quartier sollen Bettler von Sozialarbeitern betreut werden, auch medizinische Grundversorgung ist geplant. Diese Projekte, so König, sollen in den nächsten zwei Monaten umgesetzt werden.
Außerdem geht es ihm um Bewusstseinsarbeit. „Es geht nicht um eine Debatte für oder gegen Bettler. Wir sagen nicht: spendet! Wir sagen: Geht damit würdevoll um.“ Denn, es gehe nicht um ein lokales Bettlerproblem, sondern ein europäisches Armutsproblem. Von diesem Problem und der Situation in den Dörfern, aus denen die rund 100 bis 120 Bettler – die Zahl ist seit Langem konstant – in Salzburg stammen, hat er sich selbst ein Bild gemacht. Etwa im südrumänischen Dorf Pauleasca, aus dem viele Bewohner nach Salzburg kommen. König erzählt von „dramatischer Armut, es fehlen die banalsten Dinge“, sechsmal im Jahr würde das Dorf überschwemmt, Arbeit fehle, die Mindestsicherung reiche bei Weitem nicht aus. Betteln sei für diese Menschen, so König, „die einzige Überlebensquelle“. Also fahren viele Bewohner, so wie 24-Stunden-Pflegekräfte, in Bussen nach Salzburg, bleiben einige Wochen, schlafen auf den Straßen, und fahren wieder zurück.
„Wir müssen Verständnis für die schwierige Lage des Landes Rumänien entwickeln und wegkommen vom Denken: arme Roma, böse Rumänen.“ Er spricht von einer Transformationgesellschaft, die Jahrzehnte brauchen werde. Und in dieser Zeit müsse man in Österreich einen Weg finden, mit Armutsmigranten würdevoll umzugehen. „Ärzte und Pflegekräfte kommen aus diesen Staaten zu uns, um unser System zu stabilisieren. Da haben wir eine Verantwortung, dort Hilfe zu leisten.“

„Klimawandel“ in Salzburg

„Es geht darum, wenn jemand in Not ist, nicht zu fragen, ist das ein Ausländer, ist er selbst schuld? Sondern zu fragen, wie können wir als Gruppe helfen?“, so erklärt König seinen Zugang, der aus seinem christlich-sozialen Hintergrund stamme, wie er sagt. Er möchte diesen Zugang auch beim Bettlerthema umsetzen. Und, er nehme auch bereits einen „Klimawandel“ wahr. Während viele Bettler erzählen, abschätzig behandelt zu werden, erzählen andere auch von Salzburgern, die sie respektvoll behandeln, sogar Essen vorbeibringen. „Salzburg glänzt für Hochkultur. Da könnte Salzburg auch für eine inklusive Gesellschaft glänzen.“


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