Herbert Ortner: "Ich bringe die Arbeit zu den Menschen"

(c) Ökofen
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Neun von zehn Euro verdient der oberösterreichische Pelletsheizungsbauer Ökofen im Ausland. Sein Dorf im Mühlviertel will der Gründer Herbert Ortner mit seinem Unternehmen dennoch nie verlassen.

Mittwochmorgen in Linz. Kilometerlang stauen sich die Autos der Pendler aus dem Norden in Richtung Landeshauptstadt. Wer die Stadt verlässt, hat hingegen freie Fahrt. Es scheint, als ziehe es niemanden so richtig ins Mühlviertel. Dabei versteckt sich gerade hier, im beschaulichen Dörfchen Niederkappel, eines der innovativsten Unternehmen des Landes: der Pelletsheizungsbauer Ökofen.
Der Unternehmensgründer Herbert Ortner ist so etwas wie der Steve Jobs seiner Branche. Zugegeben, der Vergleich hinkt. Schließlich baut Ortner Holzheizungen, nicht Computer. Und statt der eigenen Garage hatte er immerhin den Kuhstall der Schwiegereltern als Start-up-Schmiede. Für etwas verrückt galten in ihren Anfängen beide. Der mystische Frutarier Steve Jobs auf der einen Seite. Und Herbert Ortner, der Ziviltechniker und Banker auf Abwegen, auf der anderen. Als der Oberösterreicher Ende der 1980er entschied, die sichere Karriere bei der Sparkasse gegen das Unternehmerdasein zu tauschen, war das Dorf skeptisch. „Jetzt spinnt er, der Ortner. Geht in den Kuhstall und schweißt Öfen zusammen“, erinnert sich der Mittfünfziger.
Aber nach zwei Ölschocks war ihm klar, dass er nicht einfach weitermachen konnte wie bisher. „Warum sollen wir Öl verheizen, wenn wir mitten im Wald leben?“, fragte er sich und baute Hackschnitzelheizungen für die Bauern der Umgebung. Der Durchbruch gelang 1997, als Ökofen mit gepressten Holzpellets erstmals einen Weg gefunden hatte, die Holzheizung bequem ins Einfamilienhaus zu bringen. „Mit der Einführung der Pelletsheizung hat bei uns ein Turbo gezündet“, sagt Herbert Ortner, der das Unternehmen mittlerweile mit seinem Sohn Stefan führt. „Seit 1997 haben wir uns bis 2006 jährlich verdoppelt.“ Von 170 auf 8200 verkaufte Heizungen im Jahr, von vier Mitarbeitern auf über 400, von einem Absatzmarkt auf etliche Dutzend. 87 Prozent der gut 50 Millionen Euro Umsatz verdient Ökofen im Ausland. Österreich ist schon relativ gut mit Pelletsheizungen versorgt. „In Spanien gibt es aber noch tausende Appartementhäuser, die mit Kohle beheizt werden. Die leisten sich einen Heizer im Keller, der den ganzen Tag Kohle schaufelt“, sagt Ortner. Dort gebe es noch viel Spielraum nach oben.

Jobs für die Region. Eines war für den Firmengründer in all den Jahren nie ein Thema: sein Heimatdorf Niederkappel zu verlassen. „Ich bringe die Arbeit zu den Menschen. Und nicht die Menschen zur Arbeit“, beschreibt der Firmenchef seine Philosophie. Aus seiner Gegend pendeln täglich Zigtausende in die großen Ballungszentren. Er könne nicht dabei zusehen, wie die Region stirbt, nur weil es keine Jobs gibt. Er wolle ganz bewusst Arbeitsplätze hier schaffen und nicht in irgendeinem Zentralraum. Auch, weil es keine Notwendigkeit dafür gebe. Ökofen lässt sich seine Komponenten liefern und schraubt sie an den Produktionsstandorten nur noch zusammen. „Ob ich meine Kessel von hier oder von Linz nach Norddeutschland, Spanien oder Italien losschicke, macht keinen Unterschied.“ Arbeitskräfte findet er hier leichter als in großen Städten. Die Liebe zur Dezentralität ist auch tief in der Unternehmens-DNA verankert. „All unsere Töchterfirmen im Ausland haben ihren Sitz in kleinen Gemeinden“, sagt Ortner. Das Ziel seien kleine Einheiten bis hundert Mitarbeiter. „Da kenne ich noch jeden persönlich. Sonst fühlt man sich wie ein Rädchen in einer riesigen Maschinerie. Das ist für niemanden gut.“


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