Volker Türk: „Das Thema Flüchtlinge hat mich nie losgelassen“

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Erfolg international. Der Linzer Volker Türk setzt sich als stellvertretender UN-Flüchtlingshochkommissar für die Rechte vertriebener Menschen ein. Sein Lebensthema.

Genf/Wien. Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen steht bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise an vorderster Front. Weltweit versorgt das UNHCR mit Hauptsitz in Genf fast 55 Millionen Menschen in 123 Ländern. Ein gebürtiger Linzer hat es in der Organisation, die eine der wichtigsten im gesamten UN-System ist, ganz nach oben geschafft: Der Jurist Volker Türk ist seit Februar dieses Jahres beigeordneter UN-Flüchtlingshochkommissar für Schutzfragen und damit einer der höchsten UNHCR-Vertreter nach Hochkommissar António Guterres.

Der heute 50-jährige Türk arbeitet seit 25 Jahren für das UNHCR. Sein Ziel, sich für vertriebene Menschen einzusetzen, hat er schon sehr früh gefasst. Als er 15 war, stand im Linzer Khevenhüller-Gymnasium die allgemeine Menschenrechtserklärung im Englischunterricht auf dem Lehrplan. „Das hat mich sehr beeindruckt“, erzählt Türk im Gespräch mit der „Presse“. „Für mich stand fest: Den Menschenrechten will ich mein Leben widmen.“ Deshalb auch der Entschluss, Rechtswissenschaften in Linz und Wien zu studieren. Nebenbei arbeitete er als Freiwilliger für die Menschenrechtsorganisation Amnesty International.

Viele Studienkollegen kamen aus dem Ausland, etwa aus dem Iran, auch Kurden aus dem Irak und der Türkei. Viele hätten Schwierigkeiten mit Aufenthaltsbewilligungen gehabt oder andere rechtliche Probleme, sagt Türk. „Dadurch habe ich früh mit Flüchtlingen zu tun gehabt.“ Er spezialisierte sich auf Flüchtlingsrecht und schrieb auch seine Doktorarbeit darüber. „Dieses Thema hat mich nie losgelassen.“

Für das UNHCR folgten Aufenthalte in vielen Krisenregionen der Welt: von Kuwait über die Demokratische Republik Kongo, Bosnien und Herzegowina, den Kosovo bis Malaysia. „Der direkte Umgang mit Flüchtlingen war immer zentral, ihre Geschichten zu hören, ihr Schicksal zu verstehen“, sagt Türk. „Dann merkt man auch, wie behütet wir sind, gerade in einem Land wie Österreich.“ Seine Arbeit empfindet Türk als „unglaubliches Privileg“, obwohl es viele tragische Schicksale sind, mit denen das UNHCR zu tun hat. „Wir sehen fast täglich, dass unsere Arbeit direkte positive Auswirkungen auf die Menschen hat. Wir können ihnen helfen.“ Das habe ihn immer motiviert, sagt er.
Noch heute ist er häufig in Krisenregionen unterwegs, obwohl er am Hauptsitz in Genf stationiert ist. Syrien und seine Nachbarländer, der Irak, der Südsudan, die Zentralafrikanische Republik und Burma gehören zu den Stationen der vergangenen Monate. In Genf war er vor seinem letzten Karrieresprung zum Vize-Hochkommissar Direktor für internationale Schutzfragen. Inzwischen ist er für alles verantwortlich, was nicht die unmittelbare humanitäre Hilfe von Flüchtlingen betrifft. Dazu gehören Verhandlungen mit Regierungen über Grenzöffnungen, Registrierung, Aufnahmeverfahren. Ziel ist es sicherzustellen, dass die Menschen den Schutz erhalten, der ihnen zusteht. Am meisten, sagt Türk, erfahre er immer noch im direkten Gespräch mit den Flüchtlingen – „wie es ihnen in der jetzigen Situation geht, und was wir als UNO tun können“. (raa)


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