Alexander Karakas und Karim Mabrouk

Alexander Karakas (links) und Karim Mabrouk
Alexander Karakas (links) und Karim MabroukDie Presse / Privat; Montage: Die Presse
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Not in God's Name

Wenn sie zuschlagen, dann sehen ganz viele Menschen weg. Wer kein Fan von Kampfsportarten ist, dem sind die Kämpfe bei Kickboxen, Thaiboxen, Jiu-Jitsu und MMA (Mixed Martial Arts) oft zu brutal. Aber viele Jugendliche und junge Erwachsene sind Fans der Wettbewerbe, die Sportler sind ihre Idole. „Weil sie sich gegen andere behaupten können, weil sie gezeigt haben, dass man es selbst mit Migrationshintergrund bis ganz nach oben schaffen kann.“

Die Idole heißen Foad Sadeghi, Karim Mabrouk, Adnan Snert oder Mairbek Taisumov. Letzterer ist gebürtiger Tschetschene und weltbekannter MMA-Star. Tausende jubeln, wenn Taisumov als einziger Kämpfer aus Österreich in der Ultimate Fighting Championship kämpfen darf. Was Menschen wie er sagen, zählt.

Kampfsport in Verruf. Damit kann man arbeiten, dachte sich Alexander Karakas, Start-up-Gründer und Wiener mit türkischen Wurzeln, vor mehr als einem Jahr. Im positiven Sinn. Kampfsport war zu dieser Zeit bereits in Verruf geraten. Denn auffällig oft gingen junge Männer in den Jihad nach Syrien, die sich beim Kickboxen oder bei MMA kennengelernt hatten.

Gemeinsam mit dem in Österreich bekannten Thaiboxer Karim Mabrouk gründete er den Verein Not in God's Name. Vereinssitz ist das Kampfsportzentrum Tosan im zweiten Bezirk, wo Muslime, Christen und Juden unter der Leitung des amtierenden Thaibox-Weltmeisters, Foad Sadeghi, bereits gemeinsam trainieren.

Mit ausgestreckter Hand, als Zeichen für Stopp, posieren die Sportler auf Handyfotos, die sie über Facebook verbreiten. Gewalt im Namen von Religion sei nicht in Ordnung, lautet ihre Botschaft. Es sei falsch, in den Jihad zu ziehen. Mittlerweile unterstützen auch Sportler in Holland und Deutschland das Projekt. „Die Jugendlichen lesen doch keine österreichischen Zeitungen. Manche können gar nicht lesen“, erklärt Karakas, selbst gläubiger Christ, warum es so wichtig sei, dass Testimonials aus der Community sich gegen den IS aussprechen. Sie kennen den Alltag von Migranten in Österreich. Karim Mabrouk etwa hat ägyptische Wurzeln. Tosan-Besitzer Foad Sadeghi kam als Flüchtling aus dem Iran nach Österreich, Taisumov aus Tschetschenien.

Derzeit arbeitet die Initiative ehrenamtlich. (Finanzielle) Unterstützung seitens Land und Bund gibt es bislang nicht. Andernorts schon. Demnächst soll das Projekt in den Problemvierteln Brüssels Fuß fassen. Und die renommierte US-Deradikalisierungsexpertin Anne Speckhard will den Verein beim Drehen von Videobotschaften unterstützen. Ideen gibt es genug. Neben einem Booklet, das in Parks verteilt werden soll, möchte der Verein ein Jugendzentrum gründen. Beim Training sollen die Jugendlichen von radikalen Ideen abgebracht werden. Fachleute wie Deutschlehrer und Psychologen sollen sie unterstützen. „Sport ist einfach ein Abbau von Energie, man lässt es raus. So hat man gute Chancen, die Jugendlichen von vielem fernzuhalten“, sagt Karim Mabrouk. Er und Alexander Karakas wurden nun für den Verein bei der Wahl zu den Österreichern des Jahres in der Kategorie Humanitäres Engagement nominiert.


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